Hörenswert: Lura – „Herança“
Mal beschwingt und tanzbar, mal wehmütig verträumt, aber durchgängig poppig erklingt das aktuelle Album dieser kapverdischen Sängerin. Genau wie die fünf Vorgängeralben verführt uns auch „Herança“ in gewohnt sanfter Manier, ohne dabei trotz aller Glätte oberflächlich zu wirken. Vielmehr ist es gerade der angenehm unaufgeregte Charakter, der diese Musik zu etwas Besonderem macht.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 22.01.16 ab 14:08 Uhr, Wh am Donnerstag, 28.01.16 ab 00:00 Uhr.
Spätestens seit dem durchschlagenden internationalen Erfolg, den Cesaria Evora feierte, ist klar, dass kapverdische Musik, natürlich ins entsprechend westliche Klanggewand gehüllt, durchaus Marktpotential aufweist. Wie so oft bei Inselstaaten, besitzen auch die Kapverden neben der Pflanzen- und Tierwelt auch eine ihnen ganz eigene, sozusagen endemische Musikkultur. Die Musik der Kapverden erinnert vielleicht gelegentlich an die Brasiliens oder Portugals, was naheliegt, da sowohl die Kapverden als auch Brasilien portugiesische Kolonien waren, was sich letzten Endes auch sprachlich manifestiert hat. Gemeinsam haben diese Musikkulturen zweifelsohne ihre sanfte und meist unbeschwerte Erscheinung.
Inzwischen gehört Lura neben Cesaria Evora international zu den musikalischen Aushängeschildern der Kapverden. Im Gegensatz zu Letzteren ist Lura dabei weder auf den Kapverden geboren, noch dort jemals dauerhaft sesshaft geworden. Als Tochter kapverdischer Eltern in Portugal geboren, hatte sie als Teenager das Glück, von einem kapverdischen Sänger für ein Duett gebucht zu werden. Diese Nummer feierte große Erfolge und schon war ihr weiterer Lebensweg vorgezeichnet. 2006 noch von der BBC als Newcomerin gefeiert, hat sie sich mit ihrer unglaublich klaren, direkten aber durchweg sanften und authentischen Stimme inzwischen selbst in den Status eines ‚Weltmusik-Stars‘ gehoben.
„Herança“ unterscheidet sich musikalisch natürlich nicht großartig von den Vorgängeralben. Auch hier ist die sanfte und unbeschwerte Verführung vorherrschend. Das klappt aber auch nach fünf Alben immer noch erstaunlich gut. Musikalisch auf die ‚Silberstimme der Kapverden‘ fokussiert und ebenso vorsichtig orchestriert, singt sich Lura durch die traditionellen Musikkulturen der Inselgruppe. Selbst an einige Morna-Nummern mit fast schwermütigem Moll-Charakter traut sie sich heran und meistert diese genauso souverän wie die schnellen Batuku– oder Funaná-Lieder mit ihrem afrikanischen Einfluss. Welcher Stil es auch sein mag: Dass sie letztlich alle gut drauf hat, stellt sie auf „Herança“ wieder einmal unter Beweis.
Das Album ist am 16. Oktober 2015 auf Lusafrica erschienen.
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