Hörenswert: Lykke Li – „Wounded Rhymes“
Mit ihrerm neuen Album „Wounded Rhymes“ unterzieht sich Lykke Li einem kleinen Imagewechsel – hinüber auf die eher düstere Seite.
War das Debüt „Youth Novels“ (2008) noch eher jugendlich, sanft und schön, ist der Unterton in „Wounded Rhymes“ verruchter und bissiger – aber auch zerbrechlicher und voll süßem Schmerz. My body is my temple but sometimes it needs some pain.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 20.05.11 ab 14:08 Uhr, Wh am Donnerstag, 26.05.11 ab 00:00 Uhr.
Bereits der Opener „Youth Knows No Pain“ scheucht die Gedanken donnernd auf und klärt gleich die Fronten. Von der Schüchternheit des Vorgängers „Youth Novels“ ist wenig übrig geblieben und ist lyrischem wie persönlichem Selbstbewusstsein und einer Direktheit gewichen, die sich mal pessimistisch und verzweifelt zwischen den Zeilen finden lässt, wie in „Sadness is a blessing“, oder sich stark und verführerisch im treibenden „Get Some“ äußert. Doch die betörende wie distanzierte Stimme Lykke Lis fesselt den Zuhörer ohnehin, sie reißt mit und vereinnahmt – sei es mit orchestralem Pop oder mit simplen elektronischen Stampfbeats.
Diese Seite der Schwedin ist tiefgründiger und ernster, scheinbar eine Begleiterscheinung des Erwachsenwerdens. Lykke Li sagte einmal von sich, sie könne nur Songs schreiben, wenn sie traurig ist. Doch das ist keine anstrengende oder depressive Traurigkeit, sondern eine kunstvolle. Die Songs wirken abgestimmt und harmonisch, dann wieder zerrissen und polarisierend, sie zeigen das kleine Licht in der Dunkelheit und gleichzeitig das schwarze Nichts, das die Helligkeit der Hoffnung dahinrafft.
„Wounded Rhymes“ ist ein Album für die düsteren Ecken des Herzens und des Verstandes, hier für die melancholische Verzweiflung und da für die morbide Freude am Brachialen. Inhaltlich konzentriert sich Lykke Li auf den seelischen Schmerz, die unerfüllte Liebe, die persönlichen Abgründe und die dahinter brodelnde Wut. Und passend dazu schließt Lykke Li das Album bedrohlich und zugleich feierlich mit „Silent My Song“ ab: „And you see pain like it is pleasure / Like a work of art / Well I’m your painting, I’m your treasure / Purest of them all.“ Nur noch Chor. Lykke Lis Stimme: Traurige Zufriedenheit.
„Wounded Rhymes“ von Lykke Li ist am 4. März 2011 bei Warner erschienen.
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