Hörenswert: MAITA – „Best Wishes“
Wenn wegen deiner neuen Platte ein vor 12 Jahren zurückgezogener Labelgründer wieder zurück ins Business will.
So geschehen beim verehrten Indie-Label Kill Rock Stars, das die letzten 12 Jahre von Porti Sabin geleitet wurde – nachdem sie ihrem Mann, dem Gründer Slim Moon, das neue „Best Wishes“ von MAITA vorspielte, begann seine Leidenschaft fürs Plattengeschäft wieder zu entflammen. Er ist jetzt wieder Ladelpräsident und die Musik, die Kunst im allgemeinen, beweist erneut, dass sie das Leben immer wieder in seinen Grundfesten berührt. Ohne sie wäre es nun mal wirklich still und dunkel.
Hörenswert. RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 15.05.20 ab 14:08 Uhr, Wiederholung am Donnerstag, 21.05.20 ab 00:00 Uhr.
Darling don’t take me when you’re ready to go.
Mit Indie-Rock aus Portland hittet man schon per Definition den Checkpot. Zudem ist Maria Maita Keppeler eine ziemlich coole Sau und erfüllt nicht nur geografischen Vorschuss-Lorbeeren sondern setzt mit ehrlicher Coolness und perfekter Beherrschung des Indie-Handwerks mit ihrem „Best Wishes“ das Ganze auch noch ein ein wunderbares Debütalbum um: Keine Attitüde und keine Verschleierungen der eigenen Unsicherheiten, stattdessen offene Emotionalität und kühne Verletzlichkeit, verpackt in kratzigen Indie-Rock auf leichten Schwingen: MAITA geht von sanften Tönen zu rauer Dringlichkeit, von ätherischen Sounds bis zu vor viszeralen Realitäten krachenden Refrains, reißt uns in die Höhe und gleitet mit uns wieder beruhigend hinab.
I will pour the tea, I know they will pay me, I will pour the tea, Coz art is not free.
MAITA, bestehend aus der strahlenden Front-Frau Maria Maita-Keppeler, Mattheq Zeltzer (The American West) an der Gitarre, Nevada Sowle am Bass und Cooper Trail an Piano, Drums und Percussion, nahmen „Best Wishes“ im 100 Jahre alten Ok Theatre in Enterprise und im Room 13 in Portland, Oregon, auf. Und so poltert die Musik auf, mal laut mal leise. Grobe Electro-Riffs auf folky Poesie, gebildetes Flair im Alltag, der jedem so gut bekannt ist. Mal mit, mal ohne der Romantisierung der vergangenen emotionalen Tragödien.
Seit den 2000ern experimentiert Maita-Keppeler mit dem Songwriting, inspiriert von Bright Eyes und Feist immer an der Schnittstelle zwischen Poesie und Realität. “For me, songwriting comes from a place of wanting to find the truth in life. Sometimes that truth is so complex and nuanced that it requires a whole song to explain.” MAITA exploriert das feine und behutsame Wahrheit-finden, der Weg entsteht im Gehen. Und so wird man im Leben zwangsläufig street wise, steigt über die gelegten Steine hinweg, räumt sie aus dem Weg oder stolpert auch mal hart darüber.
I never could forget, but I’ll forgive like a dog.
„A Beast“ eröffnet nice and quiet, schraubt sich aber bald auf in polternden Refrain mit melancholischer Zerrissenheit aus Vergessen und Vergeben, dem Biest der Emotionen. „Can’t Blame A Kid“ ist die beklemmende, emotionale Zurückgezogenheit des frühen Erwachsenwerdens, ertrinkt aber nicht in Selbstmitleid oder Kitsch, sondern kommt unverblümt auf den Punkt und schließt mit einer reichlich unausbalancierten Freundschaft ab. Düster verhallt in „Japanese Waitress“ die Erinnerung an den tristen Alltag als Kellnerin, wissend, dass die Kunst nicht die Rechnungen zahlt. Aktueller geht’s halt grad nicht. „Perfect Heart“ ist fußwippender Surf-Rock mit glitzernden, sonnengebräunten Sounds, mit „Pardon Me Please“ und „Pay To Play“ lehnt man sich gemütlich in die easy indie listening Ecke zurück.
„Best Wishes“ fürs Lockdown Listening. Feelings first, einfach rauslassen!
„Best Wishes“ von MAITA ist am 15. Mi 2020 bei Kill Rock Stars erschienen.
Lass' uns einen Kommentar da