Hörenswert: Nikolaus Wolf – „Roekki Zimt“
Manche Konzerte sollte man schon bei der Vorband beginnen. Noch dazu wenn sie derart feine Musik mitbringen wie Michi Rieder aka Nikolaus Wolf auf seiner Debüt-EP „Roekki Zimt“. Brit-Acoustic und urbaner IndieFolk zwischen dem Erzählen von Lebensgeschichten und Tagträumen, zwischen bayrischer Perspektive und cineastischen Bildern. Lo-Fi-Charme im ganz großen Kopfkino.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 28.04.17 ab 14:08 Uhr, Wiederholung am Donnerstag, 04.05.17 ab 00:00 Uhr.
Als erste EP ist „Roekki Zimt“ freilich komplett selbst geschrieben, aufgenommen nur zu zweit (mit Nicolas Sierig, u.a. Missent To Denmark) in München. Nikolaus Wolf borgt sich dafür seinen Namen von seinem Ur-Großvater was wohl die Fähigkeit erlaubt, sich selbst aus anderen Blickwinkeln wahrzunehmen und die Observationen der Umgebung bewusster und geschickt in sämtliche Fragmente, die das Singer/Songwriter-Tum erlaubt, zu transferieren. Und das im Großraum Chiemgau, das auf „Roekki Zimt“ erstaunlich nach 60er Jahre, Americana-Flair und Oasis klingt (oder die 60er-Jahre-Version von Marcus H. Rosenmüller-Filmen). Aber das ist das auch die Kunst des Singer/Songwriter-Tums, die Musik die Bände sprechen zu lassen. „Wir haben viel ausprobiert, rumgetüftelt und versucht, einen authentischen, eigenständigen und eher cineastisch angehauchten Sound zu kreieren. Ohne in Bombast und Kitsch zu verfallen“, sagt Nikolaus Wolf und erinnert damit auch ein bisschen an die tragenden Songs von littlemanlost, ohne aber den wehmütigen Blick zurück. Nikolaus Wolf nimmt eher die eigenen Fäden in die Hand, um sie retrospektiv nicht zu bedauern, sie in ihrer Verstricktheit aber detailliert zu betrachten.
Das kann man auch wörtlich nehmen, das Video zu „Snow Covered Fields“ ist eins vom Ur-Großvater Nikolaus, mit Familienaufnahmen aus 1962. Und dementsprechend stark sind die Elemente auch der Musik, von puristischem Folk zu pulsierender und reißender Psychedelic, mit Geigen, Piano, Vintage-Synthies, Xylophon und Mellotron, warm und organisch. „Roekki Zimt“ ist dabei eine eigensinnige Welt, die einem dieser „weird bavarian guy“ (Selbstbeschreibung) äußerst gut klingend öffnet.
„Roekki Zimt“ ist auch das Album, dass den momentan noch fehlenden Sommerabend ersetzt und schon mal damit beginnt, das metaphorische Lagerfeuer anzuzünden.
Und: Wir gehen ja auch wegen der Vorband zum Konzert. Das sei auch allen empfohlen, am 9. Mai wird Nikolaus Wolf nämlich als Opener für Thomas Dybdahl im Salzburger Rockhouse auf der Bühne stehen. Es gibt noch Tickets!
„Roekki Zimt“ von Nikolaus Wolf ist am 24. März 2017 bei Oimo Music erschienen.
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