Hörenswert: Paleface – „Helsinki Shangri-La“
Folk-Hip-Hop aus Finnland. Mit Paleface unterstreicht Finnland erneut seine europäische Sonderstellung im Bereich der bizarren Tonkunst (Vgl. dazu auch Hörenswert vom 23.10.2009: Kimmo Pohjonen – „Kluster“).
Ausnahmslos in seiner Muttersprache rappt sich das ‚bleiche Gesicht‘ über eine musikalische Grundlage, die wohl irgendwo zwischen klassischen Dope-Beats und finnischem Folk anzusiedeln ist. Von faszinierend über originell bis hin zu völlig abgedreht ist das Klangbild von „Helsinki Shangri-La“ für alle Assoziationen offen. Ein Album für Menschen, die musikalische Abenteuer nicht scheuen.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 19.11.10 ab 14:08 Uhr, Wh am Donnerstag, 25.11.10 ab 00:00 Uhr.
Leicht (oder vielleicht auch schwer) irritiert ist man bereits bei dem Namen gebenden Opener des Albums „Helsinki Shangri-La“ das Grund zu Annahme gibt, es handele sich bei Paleface um einen finnischen Liedermacher. Auch die ersten Takte des zweiten Songs „Talonmistaja“, bei denen sich Paleface lediglich von akustischer Gitarre und Geige begleiten lässt, scheinen diese Vermutung zu bestätigen. Was danach kommt ist ein zerebral nur schwer einzuschätzender Mix aus finnischem Liedgut, Rock und Hip-Hop. Vergeblich sucht der nicht vorbereitete Hörer nach Referenzen, die helfen könnten diese bizarren Klänge einzuordnen. Doch spätestens beim dritten Song des Albums sollte man damit aufhören und die Musik einfach auf sich wirken lassen.
Spätestens seit den Fantastischen Vier haben diverse angloamerikanische Sprachakrobaten die deutsche Sprache als „rapable“ (will heißen: für den Sprechgesang geeignet) eingestuft. Ob das auch für das Finnische gilt, kann auch nach dem Hören dieses Albums nicht gänzlich geklärt werden, da es sich zwar eindeutig um eine Art von Sprechgesang handelt, aber sich die Frage aufwirft wie viel dieser mit der US-amerikanischen Erscheinung zu tun hat.
Zu guter Letzt sei noch auf die wirklich grandiose Cover-Version des Procol Harum Klassikers „A Whiter Shade of Pale“ (der wohlwollend formuliert von Johann Sebastian Bachs Air aus den „Brandenburger Konzerten“ inspiriert wurde) hingewiesen, mit dem das Album einen wunderschönen, aber auch sehr amüsanten Abschluss findet.
Helsinki Shangri-La ist am 15.September 2010 bei XO Records erschienen.
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