Hörenswert: Poppy Fusée – „Better Place“
Poppy Fusée, das ist französischer Pop, zwischen Sinn und Schwierigkeit.
Auf „Better Place“ ist das Licht noch gedämpft, schwer hängt die Selbstreflexion in der klaren Luft des jungen Jahres. Aber langsam kommt dann noch irgendwo die Sonne raus, hinterm Jupiter gleich links.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 19.1.24 ab 14:08 Uhr, Wiederholung am Donnerstag, 1.2.24 ab 00:00 Uhr
Alle sind noch leicht eingelegt, in die wohligen Wolken des Zwischen-den-Jahren, das sich mit etwas Glück noch weit in den Jänner rein zieht, der ja bekanntlich der gefühlt längste, kälteste, unfreundlichste, dunkelste und überhaupt schiachste Monat ist. Da kommt Poppy Fusée genau recht: Mit Lo-Fi, Melancholie und verträumt-spacigem Pop verabschiedet sie sich von einem alten Leben und schwebt mit Schwere durch die Unendlichkeit dessen, was danach kommen könnte.
Damals lief bei MTV noch Musik
Pauline Lopez de Avora wuchs in Paris auf, die Einflüsse von MTV, Britney Spears und Shania Twain führten sie schließlich zur modernen Popkultur, zu der sich später Lou Reed und Leonhard Cohen gesellten. Da kann man sagen was man will, die Kombination ist schon großartig. Die Suche nach dem Sinn führte Poppy nach Aix-en-Provence, wenn die Legende stimmt, lebte dort auch ihr Vorfahre Paul Cézanne. Dort traf sie auf Florent, mit dem sie das Duo Part-Time-Friends gründete und bis 2021 drei EPs und drei Alben veröffentlichte. Ihr erster Solo-Song „Pesanteur“ verweilte bis dahin irgendwo in ihrer Mailbox und wurde, durch Zufall wieder entdeckt, 2022 der Opener ihrer größtenteils französisch gesungenen Debüt-EP „La Lune“, auf der sie als verlorene Astronautin durchs Universum streunt.
For better and for worse
Beim Hören von „Better Place“ hat man immer ein bisschen die Angst, dass das Ganze doch aufbricht, der sphärisch-sanfte Sound plötzlich laut und zur Party wird. Aber Poppy Fusée bleibt trotz der Grenzland-Themen wunderbar unaufgeregt und weise, schreit gedämpft und bleibt stark leise. Manchmal schweben die Songs zwischen Air und Cigarettes After Sex, dann zwischen Phoebe Bridgers und Elliott Smith. Du hast die Wahl, du kannst einschlafen oder tanzen gehen, nur stehen bleiben kannst du nicht.
„In my mind I’m dancing, but my body doesn’t know. In my mind I’m dancing, you would never know
It’s 2 am I ‘m worse than ever, can’t eat another thing everything’s so bitter
I’ll bring my genius back from the dead, I’m gonna save the world from my own bed.“
Insomnia Party
„Better Place“ ist so wie man sich den Zwischenzustand zwischen Schlaf und Aufwachen auf dem Mond vorstellt: eingehüllt in einen unbekannten Aggregatszustand von Wasser und auf dem Weg nach oben, back from hell.
„Better Place“ von Poppy Fusée erscheint am 19. Jänner 2024 bei Un Plan Simple.
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