Hörenswert: Skinny Puppy – „HanDover“
Die Meister des Industrial sind wieder da. Mit ihrem neuen Werk „HanDover“ kehren Skinny Puppy in die Welt zurück und haben Dunkelheit im Gepäck. Aber keine Angst, avatgardistisch und trittsicher führen Skinny Puppy den Zuhörer durch den grotesken Märchenwald der industriellen Musik.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 28.10.11 ab 14:08 Uhr, Wh am Donnerstag, 03.11.11 ab 00:00 Uhr.
Skinny Puppy stilistisch einzuordnen, fällt schwer. Denn sie einfach in die Industrial-Schubade zu stecken, wäre eindeutig zu wenig. Man müsste gleich noch Alternative, Electro, Ambient, Dark Wave und Post-Rock hinterherwerfen.
Im Laufe der letzten Jahre war Skinny Puppy-Mastermind Nivek Ogre auch anderwärtig nicht untätig, mit seiner Zweitband ohGr hat er gerade erst ein neues Werk produziert, nun schickt er auch gleich mit Skinny Puppys „HanDover“ den nächsten Streich hinterher. Aber so kleine Nebenbeschäftigungen zahlen sich aus, das Album weist eine große Bandbreite an neuen Einflüssen auf. „HanDover“ knüpft musikalisch nicht an Skinny Puppys 80er und 90er-Manier von „Chainsaw“ oder „Inquisition“ an, auch nicht an die gotische Dunkelheit von „Too Dark Park & Last Rights“ – selbst die schöne Brachialität von „The Greater Wrong Of The Right“ ist auf der neuen Platte zu Beginn einer fast schon melodischen, ruhigen aber tiefen Dunkelheit gewichen. Keine allzu bedrohliche, aber schon eine zum Gänsehaut kriegen.
Dies hat nicht nur musikalische, sondern auch lyrische Gründe. Wie in den vorhergegangenen 10 Alben sparen die beiden Kanadier Nivek Ogre und Cevin Key nicht mit schonungsloser Offenheit. Finanzriesen und Politiker sind genauso Thema wie unfähige Regierungen und soziale Apathie. Quasi Gesellschaftskritik zum Zuhören. Aus der anfänglichen Gänsehaut wird beim Durchhören schließlich langsam aber sicher ein nervöses Kribbeln: Der zweite Teil von „HanDover“ erweist sich als Soundtrack zu einer durchtanzten Nacht, mit treibenden Beats und experimentellen Soundgebilden. Soviel Gegensatz auf einem Album könnte bei anderen schon zuviel sein, nicht aber bei Skinny Puppy. Ihre Musik ist wie ein aufziehender Sturm, manche sehen ihn sich sicher von drinnen an, andere gehen raus und lassen sich von der gewaltigen Energie mitreißen.
„HanDover“ ist ein Album wie ein dunkles und industrielles Märchen, eigentlich lassen sich Gut und Böse, Freundlich oder Hinterhältig nicht genau festlegen. Aber manchmal macht es ja auch irgendwie grotesken Spaß, durch den düsteren Wald des Skinny Puppy-Universums zu laufen und nicht zu wissen, ob man verfolgt wird oder selbst auf der Jagd ist.
„HanDover“ von Skinny Puppy ist am 28. Oktober 2011 bei Synthetic Symphony erschienen.
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