Hörenswert: The Builders And The Butchers – „Western Medicine“
Dass Portland, Oregon ein Ort ist, an dem sich Verrückte wie Genies treffen, hat schon Anthony Bourdain festgestellt – und als Koch und Autor muss man es ja wissen. Ein Sammelpunkt für Obsession, Düsternis, Kreativität und Wahnsinn.
Und wenn man sich dazu das neue Album von The Builders And The Butchers, „Western Medicine“ anhört, weiß man wovon die Rede ist.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 02.08.13 ab 14:08 Uhr, Wiederholung am Donnerstag, 08.08.13 ab 00:00 Uhr.
Der 4. Silberling setzt viele Traditionen von The Builders And The Butchers fort: Ein Cover, das an Szenen aus der Apokalypse erinnern (Lukas Ketner ist wie bei den Alben zuvor am Werk), Lyrics die an die düsteren Geschichten von Cormac McCarthy angelehnt sind (zB. No County For Old Men) und Freak Folk at its best. Und das Beste daran: Die Platte macht Spaß, mit fast sommerlicher Leichtigkeit erfreut man sich am Niedergang der Welt. Und wenn schon die eigene Plattenfirma sagt, die Band ist die Schattenausgabe von Mumford And Sons, ist Großes zu erwarten.
Und The Builders And The Butchers machen sich da selbst alle Ehre – der schwelende Opener„Blood Runs Cold“ oder das Banjo-lastige „Watching The World“ windet sich förmlich unter brütender Verzweiflung, nix da mit ‚Sigh No More‘. Innerhalb eines Monats wurde das neue Werk im Studio mit Dylan Magierek (u.a. STRFKR, Mark Kozelek, Lovers) aufgenommen und die Post-Apokalypse bekam ihren Soundtrack. „Western Medicine“ ist genau das: Sound, der finster und warm zugleich ist; Musik die einem genau sagt, warum von Fröhlichkeit und Hoffnung gerade wenig zu sehen ist und Lyrics, die roh und ungeschönt southern gothic tales erzählen: Unheimliche Texte und das Gefühl, nachts durch die Wüste gejagt zu werden.
Ein Multitalent übertrifft das andere in dieser Band, rund um Ryan Sollee. Fast könnte man es den ‚Arcade Fire-Komplex‘ nennen: Ein Indie-Folk-Ensemble, pflichtbewusste Inhalte, großartige Songwriter und ein passives Nachgeben hinsichtlich der harten Kanten am Rande des Genres. Aber schon beim selbst betitelten Debütalbum von 2007 war klar, dass The Builders And The Butchers absolut keine Scheu vor Ausreißern haben. Unterstützt von Drummer Justin Baier, Bassist Willy Kunkle und Allrounder Ray Rude und Harvey Tumbleson klingt „Western Medicine“ nun eher nach Calexico und Wovenhand (Tipp: Pennys In The Well) als nach Arcade Fire – diese ja in Ehren aber besser isses. Denn der Staub der Wüste und ein Höllenszenario-Artwork passen doch besser zu Weird-Folk als zu schönem Indie.
Liebhaber von HP Lovecraft, indianischer Mystik und dem Supernaturalen („Salvation Is A Deep Dark Well“ von 2009 war ja auch schon verdächtig Vampir-lastig) werden sich freuen: Blut, Tod, Höllenfeuer und Gift sind die Steckenpferde von „Western Medicine“, ohne allerdings aufgesetzt und gezwungen zu wirken.
„…raw and unschooled, with Sollee in particular throwing off a maniacally ecclesiastical sort of energy…dark, sparkling, Leadbelly-like terrain covered by death-fixated epics….” (pastemagazine.com).
„Western Medicine“ von The Builders And The Butchers“ ist am 19.Juli 2013 bei The Instrument Village erschienen.
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