Hörenswert: The Wave Pictures – „City Forgiveness“
Ungehobelt, rau und anarchisch sind wohl alles Attribute, die bei der Musik dieser britischen Band angebracht sind. Die Formation ist seit der Gründung 1998 ihrer Grundausrichtung treu geblieben: Ein verwegener und wilder Folk-Rock-Sound kommt einem auch auf dem fünften Studioalbum entgegen, das anscheinend überhaupt nichts von glatten Klanggebilden zu halten scheint. Dieser sperrige Brocken Musik scheint daher so gar nicht in unsere glatte Tetris-Welt zu passen. Ein Album mit Weckfunktion.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 11.04.14 ab 14:08 Uhr, Wh am Donnerstag, 17.04.14 ab 00:00 Uhr.
Und dafür brauchen The Wave Pictures gleich zwei CDs, die auch gleich die musikalische Essenz von sechs Wochen auf Tour enthalten. Denn im kreativen Zusammenspiel und mit viel Zeit im Bandbus sind wohl die 20 Stücke des Albums entstanden, das als reines Studioalbum trotzdem ungemein nach Schweiß, kleinen Clubs und viel Drogenkonsum klingt
„City Forgiveness“ klingt nach dem klassischen, vielleicht sogar etwas überholten Gitarrentrio, das meine Eltern damals noch so gerne gehört haben. Dabei ist dann doch ab und an mal ein Saxofon zu hören. Sogar eine Klarinette spielt in den kurzen Unterbrechungen zwischen fetten Riffs und langen Gitarrensoli von David Tattersall gelegentlich zart auf. Das klingt dann phasenweise etwas elegisch. Die besten Momente des Albums sind aber in Songs zu finden, die sich um Tattersalls dünne, doch ungemein fesselnde Stimme entfalten und sich dann zu einem treibenden fetten Sound hochschaukeln. Angefeuert von Schlagzeuger Jonny Helm und Franic Rozycki am Bass entfacht Tattersall seine lang brennenden Soli, die bisweilen sogar etwas wunderbar Atonales und Freies besitzen, wie es auf der StraightUp Rocknummer „All My Friends“ oder auf „The Ropes“ der Fall ist.
Alles In Allem macht „City Forgiveness“ einfach ganz viel Spaß, weiß oft zu überraschen und verneint zudem jegliche Oberflächlichkeit. Hier ist eine astreine und super eingespielte Liveband am Werke, die sich richtig hochschaukeln kann und das zum Glück auch im Studio umgesetzt bekam. Würden Saxofon, Klarinette und Klavier fehlen, wäre das Album allerdings sicher nicht schlechter geworden.
Das Album ist am 18. Oktober 2013 auf Moshi Moshi erschienen.
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