Hörenswert: Thomas Dolby – „A Map of the Floating City“
Vielleicht können sich die älteren Jahrgänge noch an seine Hits wie „Hot Sauce“ oder „Airhead“ erinnern, die damals auf MTV in ‚heavy rotation‘ liefen. Das war allerdings Ende der Achtziger Jahre, in denen diese Musik noch ‚New Wave‘ genannt wurde. Seitdem ist es ruhig geworden um das Pop-Wunderkind mit dem faszinierend komplexen und unglaublich kreativen Songwriting. Nach unglaublich langen acht Jahren legt nun Thomas Dolby sein Studioalbum „A Map of the Floating City“ vor und es ist, als ob er nie weg gewesen wäre.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 25.11.11 ab 14:08 Uhr, Wh am Donnerstag, 01.12.11 ab 00:00 Uhr.
Denn es scheint so, als ob Dolby nur den roten Faden wieder aufgenommen hätte, der sich durch sein gesamtes Oeuvre zieht: Auch auf „A Map of the Floating City“ finden sich 12 Songs, die allesamt aufgrund ihrer einzigartigen stilistischen Vielfalt, sowie völlig unvorhersehbaren Wendungen beeindrucken. Dabei besitzen die Songs von Dolby zusätzlich noch einen sehr originären und obskuren Grundcharakter, der aber ganz subliminal durch die vordergründige Pop-Fassade schimmert. Und darin besteht die ganz große Kunst in Dolbys Kompositionen: Sie funktionieren auf mehreren Ebenen und wer möchte kann sich mit dem vordergründig Unterhaltenden begnügen ohne die komplexe Machart und die düsteren Abgründe die sich dahinter verbergen wahrzunehmen.
Auch die Dramaturgie von Dolbys Alben war schon immer faszinierend und „A Map of the Floating City“ steht seinen früheren Geniestreichen in nichts nach. Den Opener macht der klassische Popsong „Nothing New Under The Sun“, um danach kontrapunktisch die Uptempo-Elektronummer „Spice Train“ mit einer wirklich sehr ausgeklügelten Melodieführung folgen zu lassen. Dem fügt sich geschmeidig der „Evil Twin Brother“ (feat. Regina Spector) an, um danach in einem melancholischen Duett zu versinken. Bei „Road To Reno“ scheint es sich um eine ‚Easy Listening‘ Adaption zu handeln bei der aber hintergründig harmonisch allerhand passiert. Über alle Songs ließe sich leicht der Begriff ‚Pop‘ ausbreiten, wenn da die Möglichkeit von ‚Kunst‘ mit einbezogen werden kann, denn darauf trifft man hier zweifelsohne auch. Und das trifft auch auf die Lyrics zu. Trotz Dolbys immensen Ideenreichtums wirken seine Songs nie überladen oder hektisch und besitzen gerade dadurch eine ungewöhnliche Langlebigkeit. Welche Songs auf „A Map of the Floating City“ die besten sind, wird sich dementsprechend erst nach längerem hören sagen lassen.
Ob Dolby (der in seiner langen Karriere mit Stars der unterschiedlichsten Genres zusammenarbeitete und das Songwriting übernahm) mit den Songs erneut einer der Lieblingsinterpreten von MTV wird, ist fraglich, aber der Sender ist ja auch nicht mehr das, was er einmal war.
Das Album ist am 21. Oktober 2011 auf Lost Toy People erschienen.
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