Hörenswert: Tony Allen – „Film of Life“
Ohne Übertreibung kann man Tony Allen als einen der größten zeitgenössischen Schlagzeuger bezeichnen. In den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts entwickelte der in Nigeria geborene Musiker die rhythmische Grundlage für den Afrobeat, mit dem leider nur Fela Kuti weltberühmt wurde. Sein unglaublich groovendes, treibendes und trotzdem extrem lässiges Spiel beeinflusste in der Folge ganze Generationen von Schlagzeugern. Allens neues Album „Film of Life“ entpuppt sich als musikalische Wundertüte, die den Afrobeat frei von jeglichem Purismus ins 21. Jahrhundert führt.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 24.10.14 ab 14:08 Uhr, Wh am Donnerstag, 30.10.14 ab 00:00 Uhr.
Tony Allen war wohl lange genug der unbekannte Schlagzeuger irgendwo auf der Bühne hinter der großen Lichtgestalt Fela Kuti. Dabei bemühte sich dieser bei jeder Gelegenheit Allens enorm wichtige Rolle für den Afrobeat zu unterstreichen: „Ohne Tony Allen gäbe es den Afrobeat nicht.“
1940 in Lagos geboren entwickelte der Autodidakt aus diversen Stilen wie Highlife, traditionelle nigerianische Musik, Jazz oder Funk eine ganz eigene, einzigartige Spielweise: den Afrobeat. Vielleicht eine der letzten großen Neuerungen im modernen Schlagzeugspiel. Obwohl dem so ist, findet sein Name in manchen Schlagzugschulen die den Afrobeat behandeln nicht einmal Erwähnung!
Inzwischen ist Tony Allen nicht nur ein gefragter Studiomusiker, der auch bei recht Genrefremden Projekten wie beispielsweise Charlotte Gainsbourgs „5:55“ die Schlagzeugspur einspielte, sondern ist zudem auch als Live-Act sehr gefragt. Natürlich kann es nicht anders sein: Hört man Tony Allen, denkt man unwillkürlich an Fela Kuti. Doch diese Musik ist klanglich längst im 21. Jahrhundert angekommen. Davon zeugt schon die fantastische CD „Homecooking“ aus dem Jahre 2002 bei der sich auch die Zusammenarbeit mit Damon Albarn festigte. Letzterer ist auch als einer von vielen Gastmusikern auf „Film of Life“ vertreten. Vielleicht neben Manu Dibango einer der bekanntesten. Die Musik auf „Film of Life“ klingt somit nicht nur nach Afrobeat, sondern nach allem Möglichen, vor Allem aber einfach nur nach guter Musik. Wie gewohnt spielt Tony Allen hier weder die ‚Rampensau‘, noch hat er es nötig die CD mit endlosen Schlagzeugsoli voll zu klatschen. Dieser Mann entscheidet als Pilot lieber wohin die Reise geht, ohne sich dabei in den Vordergrund spielen zu müssen. Natürlich sind seine einzigartigen zeitfrei anmutenden Fills dabei nicht zu überhören.
Bei „Film of Life“ handelt es sich um das nächste grandiose Album des alten Meisters, auf dem auch ein Paar schnulzig-poppige Nummern zu finden sind. Der Mann will halt nochmal etwas Geld verdienen. Wer möchte dies dem inzwischen 74 jährigen verdenken? Zu hoffen bleibt nur, dass uns dieser geniale Schlagzeuger noch einige Alben und Konzerte erhalten bleibt.
Gastmusiker:
- Damon Albarn
- Adunni & Nefret
- KUKU
- Sandra Nkake
- Manu Dibango
Das Album wird am 31.10.2014 auf Jazz Villa erscheinen.
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