Hörenswert: Calexico – „Algiers“
New Orleans hat seine Voodoo-Spuren nun auch auf Calexico hinterlassen: Mit „Algiers“ vollbringt die Band aus Tuscon, Arizona erneut ein musikalisch wie lyrisch grenzenloses Album – Die Geographie der Musik, die Suche nach dem richtigen Weg. Ein Artwork aus überflutenden Wellen, die alles Festgefahrene auflösen und Grund für was Neues gibt. Kurz: Überwältigender Tex-Mex Noir.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 28.09.12 ab 14:08 Uhr, Wiederholung am Donnerstag, 04.10.12 ab 00:00 Uhr
Die Frontmänner mit den klingenden Namen Joey Burns und John Convertino aus Tuscon, Arizona haben offenbar ein ungemeines Talent dafür, die tragischen und schönen Geschichten, die das Leben so spielt, in Musik zu verwandeln, die einfängt und unverzüglich das Kopfkino anwirft. Es gibt tatsächlich kein nicht-perfektes, ja gar mittelmäßiges Album von Calexico. Es liegt zwar Dunst und Staub über „Algiers“, allerdings gewollt. Das ist bei Wüstenrock aus Arizona auch irgendwie zu erwarten.
Für ihr 7. Studioalbum hat sich Calexico in eine alte Kirche zurückgezogen. Wie pathetisch, könnte man meinen aber der Pathos ist hier aufs herzlichste willkommen und sogar erwünscht – was wäre denn DIE Musik für rastlose Wanderer, gebrochene Herzen, verfluchte Cowboys und Grenzgänger ohne ein bisschen Tragik und Theatralik?
Benannt wurde das aktuelle Werk nach einem Stadtteil von New Orleans – da bleibt kaum Interpretationsspielraum übrig, woher die musikalischen Winde da wehen. Trotzdem weicht die Platte nicht vom grundlegenden Sound Calexicos ab; es ist Musik, die zwar über die Grenzen schaut und Einflüsse aufnimmt, selbst aber unverkennbar das bleibt, was man sich von Calexico immer wieder erwartet: Sehnsucht, Melancholie, ein paar zerdrückte Tränen und Kraft, um weiter zu gehen. Die Nähe zu Mexiko und der Südstaaten-Einfluss bleibt auch diesesmal nicht unerwähnt – Songs wie „Puerto“ oder „Ne Te Vayas“ sind nicht nur musikalische, multikulurelle Geflechte, sondern sind auch gestärkt mit ktitischen Stimmen: „No one fortelling the depth and type of destruction / Nor the sadness trapped on the tongue of Malinche / Quetzalcoatl feathers strewn out over the altar / Blood running down the pyramid steps in the morning“.
„Algiers“ ist ein ständiges Geben und Nehmen von schlichter Schönheit und Kritik, von Ruhe und Aufruhr.
Trotz der Rolle, die verschiedene Gegenden der Welt in der Musik von Calexico spielen, ist auch „Algiers“ ortlos und passt doch überall hin und löst Fernweh aus, mit unbekannten Destinationen. Und egal, wo man schlussendlich landet, Joey Burns bringt es in „Maybe On Monday“ auf den Punkt „I carry a song with me everyday til I lie down by your side..“.
„Algiers“ von Calexico ist am 7. September 2012 bei City Slang erschienen.
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