75 Jahre Salzburger Bücherverbrennung – 12 Stunden Programm auf der Radiofabrik
Am 30. April 1938 fand am Salzburger Residenzplatz eine nazistische Bücherverbrennung statt. Die „Initiative Freies Wort“, eine Gruppe engagierter Personen und Institutionen setzt zum 75. Jahrestag ein Zeichen für die Erinnerung – und darüber hinaus.
Die Radiofabrik beteiligt sich mit 12 Stunden Spezialprogramm an dieser Initiative:
Magazin um 5 am 23. April:
Bericht von der Präsentation der Veranstaltungsreihe
Magazin um 5 am 25. April:
Vorbericht über die Initiative Freies Wort und die Hintergründe der Salzburger Bücherverbrennung
Dienstag, 30. April
7 – 8 Uhr:
5 Hörstolpersteine (Salzburg)
Hörstopersteine fügen den Stolpersteinen auf der Straße eine akustische Dimension hinzu: Sechs Freie Radios in Deutschland und Österreich produzierten 2012 60 Kurzsendungen, die das Leben der Menschen, die zu Opfern wurden, für das Radio aufbereiten. Ähnlich den Stolpersteinen auf der Straße tauchten diese Kurzbiographien unverhofft in den Radioprogrammen auf und sollen irritieren, aufmerksam machen und die Geschichten der Opfer bewahren.
Alle Infos und Sendungen auf: hoerstolpersteine.net
8 – 9 Uhr:
Das Zigeunerlager Salzburg Maxglan – Vorhhof zum KZ. Ein Hörmahnmal.
Millionen Ermordete sind eine abstrakte, unbegreifbare Größe. Die dreijährige Juliana Krems ist ein konkreter Mensch. Ihr Unglück war es, ein „Zigeunerkind“ gewesen zu sein. Geboren am 26. April 1940 im so genannten „Zigeunerlager“ in Salzburg-Maxglan, deportiert und ermordet im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau am 3. September 1943. An Fälle wie den der kleinen Juliana Krems erinnert das Projekt „HörMahnmal“, das die Radiofabrik in Zusammenarbeit mit dem Christian Doppler-Gymnasium Salzburg realisiert hat. SchülerInnen verlesen dabei die Namen jener Kinder, die in diesem Lager interniert waren. Eingebettet sind diese Namen in Originalaufnamen von Überlebenden, Interviews mit HistorikerInnen und Zitaten aus dem kriminalpolizeilichen Amtsschriftverkehr zum so genannten „Zigeunerlager“. Diese Produktion wurde beim Radiopreis der Erwachsenenbildung 2008 in der Sparte Bildung und Wissenschaft mit dem Eduard Ploier Preis ausgezeichnet.
9 – 10:40 Uhr:
sisterresist: Feministisches Frauen_Mädchen_Lesben Gedenken in Mauthausen. Welche Bedeutung es hat, die Worte Nie wieder im antifaschistischen Kontext zu verwenden, ist eine der zentralen Fragestellung der autonomen Frauen/Lesben, die seit dem Jahr 2000 das feministische Gedenken in Mauthausen organisieren. Dieser Radiobeitrag erzählt von der Entwicklung dieses Gedenkens, über offene Widersprüche und darüber was es bedeutet, für die Sichtbarmachung vergessener Opfergruppen einzutreten.
11 – 11:30 Uhr:
Stolpersteine – Ein Gedenkprojekt von Gunter Demnig.
Der Künstler Gunter Demnig erinnert seit 1992 an die Opfer der NS-Zeit, indem er vor ihrem letzten selbstgewählten Wohnort Gedenktafeln aus Messing ins Trottoir einlässt. Er will so die Erinnerung an die Vertreibung und Ermordung von Juden, von Roma und Sinti, von politisch Verfolgten, von Homosexuellen, von Zeugen Jehovas und von Euthanasieopfern im Nationalsozialismus lebendig erhalten. Inzwischen liegen rund 34.000 Stolpersteine in über 750 Orten in 10 europäischen Ländern. In der Sendung erzählt er über die Enstehung und Entwicklung des Projektes.
11:30 – 12 Uhr:
„Ich bin keine Minderheit“. Aus dem Leben der Ceija Stojka
Ceija Stojka bezeichnet sich selbst als „Zigeunerin“. Sie stammt aus einer Lovara-Familie, die seit dem 19. Jahrhundert in Österreich beheimatet. Unter dem Nationalsozialismus wurde die gesamte Familie in verschiedene Konzentrationslager verschleppt. Der Großteil der Familie wurde ermordet. Ceija Stojka ist eine der bekanntesten Roma-Aktivistinnen. Mit ihrer Biographie „Wir leben im Verborgenen“ war sie die erste Romni, die mit einer Schilderung über das Leben der Lovara in Österreich und ihren leidvollen Erfahrungen in den Konzentrationslagern an die Öffentlichkeit ging.
12:08 – 12:40 Uhr:
Erinnern ist Arbeit.
Hat Österreich aus seiner Geschichte gelernt? Wie steht Österreich zu seiner Mitverantwortung am Holocaust? Entwicklungen auf lokaler Ebene sind hier ein guter Indikator für die Stimmung im Lande. So war Erinnerungsarbeit für die Roma und Sinti, die von Salzburg aus in die KZs deportiert wurden, im Salzburger Gemeinderat noch in den 1980er Jahren ein Reizthema. Heute lässt zumindest das offizielle Salzburg keinerlei Zweifel daran aufkommen, dass es zu seiner geschichtlichen Verantwortung steht. Was dieses Umdenken in den vergangenen 20 Jahren bewirkt hat und welche Formen der Erinnerungsarbeit von engagierten Schulen und Nicht-Regierungsorganisationen gleistet werden, stellt die 2009 im Rahmen des Projektes „Niemals Vergessen“ entstandene Sendung dar.
13 – 14 Uhr:
Wehrmachtsdeserteure aus Hamburg.
Heute liegen 4240 Stolpersteine in Hamburg. Sie gehören in einigen Gegenden zum selbstverständlichen Bild der Stadt. Als im Juli 2009 in Hamburg Wandsbek ein Stolperstein für Kurt Oldenburg verlegt wurde, war dies dennoch etwas besonderes. Denn es war der erste Stolperstein, der in Hamburg für einen Wehrmachtdeserteur verlegt wurde. In dieser Sendung von FSK-Hamburg, die ihm Rahmen des Projekted Hörstolpersteine entstand, werden die Geschichten von drei Wehrmachtsdeserteuren erzählt.
14:06 – 15 Uhr:
artarium: „Stimmen aus dem Massengrab – Bücherverbrennen und Maisteigschreiben“
Der jeweils herrschende ideologische Mainstream ist immer und überall. Ein Hördenkmal der Vielen, die innerlich verbrennen, ohne überhaupt jemals gehört zu werden, ohne gesellschaftlich zur Geltung kommen zu können. Und eine Kritik an jenen Konzepten des Gedenkens, die allerlei prominente und etablierte Autor_innen medienwirksam zum Gedächtnislesen aufmarschieren lassen – und keinen Blick, kein Gespür für die Opfer von heute haben.
15 – 16 Uhr:
Traumaverarbeitung in Erinnerungstexten von Überlebenden des KZ Mauthausen.
Zusammenschnitt des Vortrages von Peter Kuon (Universität Salzburg/Romanistik) am 25. April.
16 – 16:30 Uhr:
5 Hörstolpersteine (Salzburg)
Hörstolpersteine fügen den Stolpersteinen auf der Straße eine akustische Dimension hinzu: Sechs Freie Radios in Deutschland und Österreich produzierten 2012 60 Kurzsendungen, die das Leben der Menschen, die zu Opfern wurden, für das Radio aufbereiten. Ähnlich den Stolpersteinen auf der Straße tauchten diese Kurzbiographien unverhofft in den Radioprogrammen auf und sollen irritieren, aufmerksam machen und die Geschichten der Opfer bewahren.
Alle Infos und Sendungen auf: hoerstolpersteine.net
16:30 – 17 Uhr:
Rosa Winkel. Über die Verfolgung von Homosexuellen im Nationalsozialismus.
Tausende Menschen wurden wegen ihrer sexuellen Orientierung in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt und ermordet. Vor allem schwule Männer, aber ebenso lesbische Frauen wurden oft ohne Gerichtsverfahren in Konzentrationslager gesteckt. Die Überlebenden wurden auch nach dem Krieg nicht rehabilitiert, sondern weiterhin strafrechtlich verfolgt. Die Anerkennung von Homosexuellen als Opfergruppe des Nationalsozialismus ist zumindest in Österreich bis heute nicht erfolgt.
17:06 – 18 Uhr:
„Magazin um 5“ mit Berichten vom Tag und Liveschaltung zur Veranstaltung am Residenzplatz
18 – 19 Uhr:
„Verboten, aber nicht vergessen“
Hannes Hochwasser präsentiert Musik, die 1938 – 45 verboten war – von Gideon Klein, Viktor Ullmann, Pavel Haas, Hans Krasa und anderen.
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