Hörenswert: Jake Bugg – „Jake Bugg“
Man glaubt es kaum aber einige Musiker werden gehyped. Und womit? Mit Recht. Einer davon ist der 1994 (!!) in Nottingham geborene Jake Bugg. Der hat mit seinen gerade mal 18 Jahren sein Debütalbum „Jake Bugg“ veröffentlicht.
Musikmachend, als wäre er jenseits der 60, sowohl stimmlich, textlich und auch instrumental – Seine Songs klingen wie anno 1963 aufgenommen. „Dieser 18-Jährige singt wie der junge Bob Dylan“ schreibt Die Welt und bei der näselnden, rauchigen Stimme will man sich da auch garnicht über Vergleiche streiten.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 04.01.13 ab 14:08 Uhr, Wiederholung am Donnerstag, 10.01.13 ab 00:00 Uhr.
Jake Bugg kommt aus dem britischen Nottingham und griff schon mit 12 das erste Mal zur Gitarre, bereits mit 17 stand er auf der Bühne des Glastonbury Festivals. Ja, oft geht’s schnell. Auch dass er schon mit Noel Gallagher auf Tour war und „Jake Bugg“ Platz Eins der britischen Albumcharts belegte wundert da schon niemanden mehr. Bei solchen Lobhudeleien sollte man meistens eher vorsichtig sein aber beim jungen Bugg erscheint das irgendwie angemessen. Ein blasser, kettenrauchender und grade mal volljähriger Junge singt über das Leben mit Folk und Lebensschmerz in der Stimme, als hätte er schon alles gesehen. Und in „Seen It All“ kommt der Beweis, ‚I swear to God I’ve seen it all, nothing shocks me anymore after tonight‘. In nur 6 Jahren erlernte Bugg das Gitarrenspiel offenbar gründlichst, das Fingerpicking sitzt ebenso wie die Folk-Akkorde. Da drängt sich der Dylaneske Vergleich ja wirklich vehement auf.
Dabei macht Jake Bugg nichts Neues, nichts Spektakuläres und schon garnichts Mainstreamiges. Aber vielleicht ist es genau das, vielleicht haben wir genug von Effekte-überladenen Hitparaden-Krachern, vom handelsüblichen Indierock und von Musik, die jeder mit seinem iPhone produzieren kann. Denn Bugg spielt selten mit Band, wenn dann werden die einsamen Stücke mit spärlichen Streichern oder Besen am Schlagzeug ergänzt. Und den Rest? Macht er alles selber. Organisch, versteht sich. Und es ist für jeden was dabei. Nicht nur der Opener „Lightening Bolt“ begeistert Indie-Dandys mit Röhrenjeans, Karohemden und spitzen Schuhen und wenn es in „Trouble Town“ heißt ‚Where the only thing that’s pretty / Is the thought of getting out‘ geht einem das teenagerhafte Rebellenherz auf und man glaubt, in einer Südstaaten-Bar im 19. Jahrhundert zu sitzen, Zigarettenrauch überall und eine Burlesque-Tänzerin auf der Bühne. In „Ballad of Mr. Jones“ schwingt eine beinahe Indianerhaftige Beschwörung mit. Und „Seen it all“ gibt auch den Melancholischen unter uns was sie brauchen. Die hören dann aber trotzdem weiter weil diese Platte das musikalische Äquivalent zu einem Abend am Lagerfeuer sein könnte, eine Allgegenwärtigkeit von wärmenden Feuer und drohender Schatten.
Und Feuer ist nunmal unverschämt romantisch. Und außerdem: „Most pop music sounds like crap“ (Jake Bugg).
„Jake Bugg“ von Jake Bugg ist am 15. Oktober 2012 bei Mercury/Universal erschienen.
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