Artarium: Collide – These Eyes Before
Sonntag, 15. April 2018 ab 17:06 Uhr (WH am Montag, 16.04. ab 14:06 Uhr):
Das höchst eigenartige Duo Collide aus Kalifornien hat das gegenständliche Album mit Reworks/Coverversionen von einigen unbestreitbaren Größen der Rockgeschichte herausgebracht. Darauf finden sich absolute Klassiker wie Space Oddity von David Bowie, Comfortably Numb von Pink Floyd, I Feel You von Depeche Mode oder Creep von Radiohead. Einige Jahre zuvor haben Collide auch schon White Rabbit von Jefferson Airplane verbearbeitet, eine Interpretation, die wir neben der von Patti Smith immer wieder gern in unseren Perlentaucher-Nachtfahrt-Sendungen einsetzen. Überhaupt finden wir das Konzept der Zweipersonenband sehr ansprechend, geht es dabei doch neben persönlicher Einswerdung auch um die Verschmelzung musikalischer Strömungen und Stile.
“We just wanted to make the kind of music that we wanted to hear.” Dieser Selbstaussage von ihrer im übrigen erfreulich aufgeräumten und übersichtlich strukturierten Homepage können wir naturgemäß nur vollinhaltlich verfallen. Genauso wie der offenbaren Schwierigkeitaller Diplomgenrezuschreiber, ihr musikalisches Schaffen in das eine oder andere Schachterl zu pressen. Von Trip-Hop und Synth-Rock ist etwa die Schreibe, von Electronic, Techno, Industrial oder Gothic oder Darkwave… Muuuuhaha, da derstessen sie sich reihum, die versammelten Gscheitscheißer des kategorischen Definitionismus. Generell ist ja nichts gegen die Beschreibung dessen, was jemand macht, einzuwenden: Leise Lieder zur akustischen Gitarre oder bombastsymphonische Rockmusik mit Flugshow und Feuerwerk – das kann schon einen Unterschied erklären! Auch inhaltlich ließe sich einiges aussagen: Gesellschaftskritische Nachdenkballaden über den Globalisierungsgenozid oder Postmoderner Zitatentsunami zur gefälligen Bewusstseinszerweiterung. Welches Tüterl hättens denn gern? Aber dass es bei all dieser Genrefizierung gar nicht um Selbstwahrnehmung und Sprachphantasie geht, sondern um das gschwinde Gschäft mit der gefälligen Begriffigkeit, das verursacht schon einen gründlichen Kulturkrampf und Zivilisationsbrechreiz. Jedenfalls uns…
“If you’re on the fence on whether or not to pick up a copy for yourself, check out the reviews and decide for yourself.” So heißt es schönerweise bei Collide daheim. Wir können noch eine weitere Art der unmittelbaren Erfahrung anbieten: Gut zuhören!
Norbert K. Hund, Artarium
Sendungen zum Nachhören
Was geht ab auf Lampedusa
Lampedusa? Da war doch mal was. Ist das nicht die Insel mit den Flüchtlingen? Die Katastrophengeschichte von vor 10 Jahren? Das stets bei passender Gelegenheit wieder auftauchende Symbol für die Überforderung Europas mit “den unkontrolliert über uns herein brechenden Flüchtlingsströmen”? Der willkommene Anlass für jene…
Lampedusacollage
Die italienische Insel an der EU-Außengrenze hat es nicht verdient, immer nur als Symbolbild für menschliche Tragödien benutzt zu werden, wann immer es opportun erscheint. Wir wollen die Menschen, die auf ihr leben, sowohl die „Eingesessenen“ als auch die Bootsflüchtlinge, aus der Sicht derer, die…
Keine Fußballsendung
Wir wollten gerade jetzt, wo “da draußen” wieder einmal “die Europameisterschaft” ausgebrochen ist, absichtlich keine Fußballsendung machen. Oder zumindest eine Sendung mit dem Titel “Der Fußball ist tot.” Zumal es gute Gründe gibt, die chauvinistische Unkultur, die solch penetrant umworbene Geldspektakel mit sich bringen, mit…
Pantheressenz
Auf der Suche nach dem Bilddenken wurde ich jetzt endlich über ein phänomenales Buch gestolpert: In “Legasthenie als Talentsignal” erklärt Ron Davis den Begriff der Orientierung (im Hinblick auf äußere Gegebenheiten) und wie man als Bilddenker oder (was nahe verwandt ist) als visuell-räumlicher Lerntyp zu…
Ein paradoxes Album
Wie es mittlerweile schon seit Jahren Tradition ist, kommt bei uns immer am Sonntag nach der Nachtfahrt ein ganzes Album zu Gehör. Und weil die Perlentauchersendung diesmal “Das angewandte Paradoxon” heißt, schicken wir gleich noch “Ein paradoxes Album” hinterdrein. Was immer das bedeuten mag. Denn…
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