Artarium: Der Zeitzeuge Marko Feingold im Portrait
Sonntag, 9. Juni 2013 ab 16:00: Anlässlich des 100. Geburtstags von Hofrat Marko Feingold eine zweistündige Sondersendung. Das Portrait eines außergewöhnlichen KZ-Überlebenden, der nach wie vor in zahlreichen Begegnungen mit jungen Menschen unermüdlich “erzählt, wie es wirklich war”. Dazu veröffentlichen wir jetzt auch den zweiten Teil der Gespräche, die wir eine Woche vor seinem runden Geburtstag mit ihm geführt und aufgenommen haben. Hier ist ihr also noch einmal die Geschichte der vielen “Zufälle” zu hören, die uns Marko Feingold in der Synagoge erzählte – als Antwort auf die eine eingangs gestellte Frage: “Wie überlebt man das?”
-> Marko Feingold – Überleben in den Konzentrationslagern (Teil 1)
-> Marko Feingold – Überleben in den Konzentrationslagern (Teil 2)
Das Besondere bei diesenGesprächen ist auf jeden Fall, dass es uns gelungen ist, eine sehr authentische Gesprächssituation mit neugierigen Jugendlicheneinzufangen. Also wollen wir in der Radiosendung zum einen Ausschnitte daraus zu Gehör bringen, zum anderen auch persönliche Eindrückevon unserer Begegnung miteinem Mann vermitteln, der einfach nicht aufgibt. Der seit vielen Jahren insbesonders vor Jugendgruppen und in Schulenimmer wieder aufs Neue darüber berichtet, was er alles erlebt hat. Und der darüber hinausdie besondere Eigenschaft besitzt, dieses Erlebte bei den Zuhörenden emotional lebendig werden zu lassen. Auch wenn man etwa meint, schon so ziemlich alles über den Holocaust und die Zeit des Nationalsozialismus zu wissen – nach drei Stunden mit Marko Feingold muss man sein Geschichtsverständnis dann doch grundlegend revidieren. Weil Wissen allein einehöchst einseitige Angelegenheit ist – und erst das Miteinbeziehen dessen, WIE ES SICH ANFÜHLT, ein irgendwie ganzheitliches Verstehen von “Vergangenheit” bewirkt.
Genau dieses emotionale Erleben, dieses mitfühlen Machen war es, das uns so nachhaltig beeindruckt hat. Und auch wenn nichts über die persönliche Begegnung mit einem Zeitzeugen geht, der so leidenschaftlich, humorvoll und spontanerzählen kann, so wollten wir doch etwas von dieserGefühlsatmosphäre auch für die Nachwelt festhalten. Jetzt sind also unsere Aufzeichnungen komplett – in einem weiteren Artikel zum Marko Feingold Projekt finden sich auch noch die Gespräche vom Jüdischen Friedhof mit einigen kritischen Anmerkungen zum Antisemitismus im Salzburg der Nachkriegszeit, der hier wohltief verwurzelt ist und unglaublicherweise bis in die Gegenwart fortwirkt. Lassen wir jetzt zum Schluss also noch einen der jungen Mitgestalter des Projekts zu Wort kommen:
“Er erzählte uns wie es wirklich war.
Er erzählte uns was wirklich geschehen ist.
Ich war entsetzt, schockiert, es sprengte jegliche meiner Vorstellungen; als wäre ich in einen nie enden wollenden Strudel eingesogen worden. Es war seine Stimme, sein Sprachfluss die mich unaufhaltsam mitrissen und die mir die Schrecklichkeit dieser Zeit geradezu in meinen Geist brannten.Es war eine mich definitiv prägende Begegnung, die mir noch lange im Gedächtnis bleiben wird und die mir eins klar machte: Thomas Bernhard hat noch schwer untertrieben…”
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