Artarium – MC Solaar
Sonntag, 10. Oktober um 17:00 Uhr: Artarium – MC Solaar „Mach 6“
Der Mann, der Hip-Hop in Frankreich populär machte: Claude M’Barali wurde quasi unterwegs im Senegal geboren, von wo aus seine Eltern (die eigentlich aus dem Tschad stammten) bald schon nach Frankreich emigrierten. Dort wuchs er, als Kind von Einwanderern, naturgemäß in einem Pariser Vorort auf, wo selbst er aber vielfältige Interessen (Vorsicht, Bildung!) verfolgte, speziell Literatur, Film oder Fernsehen, also jederlei Anwendung elaborierter Erzählkunst.
Daraus entwickelte er bald eine sehr eigene musikalische Erzählform, inspiriert von der ihn umgenbenden Hip-Hop-Kultur, nur halt viel feinsinniger, vielschichtiger und hintergründiger als der sonst übliche Gangsta-Rap der Banlieue. Seit jener Zeit nennt er sich MC Solaar ….. et voilà!
Mach 6
Wir spielen heute das für seine Stilvielfalt und Eleganz bekannte Album Mach 6 von 2003, einen ganz und gar ohrschmiegsam abgemischten Kunstschmaus, in dem sich anspruchsvolle Texte, wortakrobatische Darbietung, eigenständige (nämlich selbst entwickelte und nicht aus irgend einem fernanderen Kulturkontext zusammengeraubte und schlicht nachgeahmte) Beats, sinn- und gefühlvolle Musikzitate sowie sozialkritische Aussagen zum sprichwörtlichen “Film im Kopf”verbinden, oh wie wohl ist mir nach so einem französischen Abendessen.
Es hört sich einfach gut an, ist ein Film, eine Reise, ein Abenteuer, ein Eintauchen in die unendlichen Weiten. Das Paradoxon funktioniert, wenn sowohl das Vertraute wie das Unbekannte bekömmlich ausbalanciert sind. Und im Ausbalancieren ist der inzwischen ja auch schon über 50-jährige Musiker fürwahr ein Haubenkoch. Ihre Ohren werden nicht nur Augen machen – sie werden sich auch die Lippen lecken!An dieser Stelle muss ich der globalen Fast-Food-Industrie noch einmal gründlich auf die Lanze brechen: Eure mit Millionenmarketing in den Massenmarkt gehypten “Hits”sind nichts als akustischer Sondermüll, der den kommenden Generationen auch noch den letzten Anflug gesunden Geschmacks verkleben wird. Gehts doch scheißen mitsamt eurem billigen Trottelpop, glitschigen Teflonrock und unsagbarunechten Poser-Rap. Die Behauptung einer Gebärde – eine Schändung der Musik.
Wer möchte, kann das natürlich noch wissenschaftlich vertiefen (RAP heißt Rhythm And Poetry), wer es lieber satirisch mag, kann auch Pjotrek Popolski beim Erfindung der ganze Raps-Musik (mit dem Hips und dem Hops) beiwohnen.
Bon appétit
Zur Sendereihe: Artarium
Sendungen zum Nachhören
Fairy Tales for Cyborgs
Das lang erwartete neue Album von SoundDiary ist nunmehr erschienen – und mit großer Freude stellen wir es euch hier und heute und in voller Länge vor: FourWord – Fairy Tales for Cyborgs (dessen Gesamtlänge von über 58 Minuten uns zur kürzesten Signation aller Zeiten…
Die Übermuttergottes
Wir leben in einer “toxischen” Welt. Oder etwa nicht? Da wird es Zeit, eine Artarium-Adventandacht zum Thema “falsche Geschichten” zu gestalten. Zumal der Marienfeiertag im Konsumrausch beispielhaft versinnbildlicht, wie toxische Dogmen aus dem Altherrenverein Kirche und das damit verbundene toxische Frauenbild, ich sag nur “Heilige”…
Scenes from a Night’s Dream
Es geht ans Eingemachte. Aber mit Humor, das ist überlebenswichtig. Beginnen wir mit einem Urgestein der hierzulandigen Unterhaltungskunst: Lukas Resetarits, der in seinem Programm “Schmäh” einige Wirklichkeiten bis zur Kenntlichkeit entstellt. Und der endlich auch einem Grundphänomen der peinlich/lustigen Selbstäußerung den nötigen Platz einräumt: dem…
Versenkte Erinnerung
Liebe Leute! Da müht man sich jahrzehntelang herum, dass die Erinnerung ans BÜCHERVERBRENNEN nie vergessen wird, und auf ein Mal taucht (im wahrsten Wortsinn) noch ein Wahnsinn im Umgang mit unerwünschtem Gedankengut auf, das BÜCHERVERSENKEN, von den Staatsbehörden des Austrofaschismus 1934 kurz nach den Februarkämpfen…
Thomas Andreas Beck – Ernst (Album)
Seltsam, im Nebel zu stochern. Oder unter dem Teppich nachzuschauen, was da schon so lang drunter gekehrt wird. Oder doch nicht? Die Generation der Nachkriegskinder ist mit erheblichen Leerstellen im Familiengedächtnis aufgewachsen. Mit Auslassungen, Umdeutungen und Tabus in der Erinnerung. Thomas Andreas Beck allerdings macht…
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