Hörenswert: Firewater – „The Golden Hour“
Reisen bildet. Und wenn dies ein Musiker tut, kann es sich zudem so inspirierend auswirken, dass ein Album wie „The Golden Hour“ entsteht, welches Rock und Folk mit den verschiedensten musikalischen Stilelementen Asiens verbindet.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche am Freitag, 18.04.08, ab 14.08 Uhr, Wh am Do, 24.04.08, ab 00:00 Uhr
Besucht man die MySpace-Seite von Firewater (was empfehlenswert ist, da hier alle Songs des Albums in kompletter Länge zum Anhören bereitstehen), so liest man unter Ort der Band: Istanbul/Türkei, Brooklyn/USA, Indonesien. Angesichts der Entstehungsgeschichte des Albums, kann man das durchaus noch als untertrieben bezeichnen.
Tod Ashley aus Brooklyn, seines Zeichens Mastermind von Firewater, war rund 10 Jahre lang Sänger und Bassist der Band Cop Shoot Cop, welche sich eher dem härteren und noisigen Gitarrensound hingezogen fühlte. Nach der Auflösung der Band gründete Tod Ashley das Projekt Firewater und legt nun mit „The Golden Hour“ das insgesamt sechste Album vor.
Es ist ein sehr privates Album geworden. Ashley, der von seiner Frau verlassen wurde, den Betrieb seines eigenen Plattenlabels eingestellt hatte und von der Politik des Heimatlandes enttäuscht war, musste weg aus den USA, benötigte dringend einen Tapetenwechsel. Mit Rucksack, Mikro und Laptop machte er sich auf und bereiste drei Jahre lang die Länder Indonesien, Thailand, Indien, Pakistan, Türkei und Israel. Sogar vom Grenzgebiet Afghanistans ist die Rede, wo er wohl einige Landsleute angetroffen haben dürfte, die dort allerdings ganz andere Ziele verfolgten. Ashley begann auf seinen Reisen Songs zu schreiben – und nicht nur das. Neben einem Reisetagebuch, das er verfasst hat, und welches man im Internet nachlesen kann, nahm er auch Instrumentalklänge von Musikern verschiedenster Kulturen auf. Diese sollte er dann später mit dem Rock- und Folk-Sound seiner Band Firewater verbinden.
Die Gemütslage Ashleys spiegelt sich in den Songs wieder: wirklich fröhlich sind sie nicht. Die Texte sind zynisch und sarkastisch, beziehen politisch Stellung. Schließlich hatte er ja nach eigener Aussage Länder bereist, „auf die mein Heimatland USA sonst nur Bomben zu werfen vorsieht“.
Das bedeutet aber nicht, dass dieses Album in Melancholie ertrinkt. Nein, es darf sogar getanzt werden! Nicht selten sieht man vor dem geistigen Auge einen Tarantino-Film ablaufen. Des öfteren wähnt man sich in einer Wüste, nur ist man sich nicht ganz sicher, ob man gerade im Orient oder im Südwesten der USA seine Zelte aufgeschlagen hat, so unterschiedlich sind die Quellen der Oasen, aus denen die Klänge sprudeln.
Auch wenn der Ursprung ein anderer ist: einige Songs würden bei Shantels Bucovina-Partys oder Kaminers Russendiskos nicht als Fremdkörper wirken, was nicht zuletzt auf die Klezmer-Elemente zurückzuführen ist, die Ashley mit einbaut.
Fertiggestellt wurde das Album in Tel Aviv, wo sich Tamir Muskat – eine Hälfte von Balkan Beat Box – den Drums und der Produktion annahm.
Tod Ashley, der zeitweise in Indonesien lebt, gelingt es, Rockmusik mit orientalischen Tupfern zu versehen, ohne dabei auch nur im geringsten gekünstelt zu wirken.
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