Hörenswert: 1000 Gram – „Ken Sent Me“
Berliner mit schwedischer Hilfe – sowas mag man. Noch dazu wenn das Ergebnis trotz Winter und Schnee nach sommerlicher Leichtigkeit klingt. So gehört auf „Ken Sent Me“, dem Debütalbum von 1000 Gram. Man will da eigentlich garnicht mehr von ‚Alternative Rock‘ reden, eher von elegantem Indie-Wave oder Nord-Pop. Wie auch immer, „Ken Sent Me“ braucht man eigentlich nicht – will man aber haben.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 07.11.12 ab 14:08 Uhr, Wiederholung am Donnerstag, 13.11.12 ab 00:00 Uhr.
„Musik für ZEIT-Leser“, sagt nordische-musik.de. Das klingt ja schon mal vielversprechend. Wie am Beginn jeder guten Geschichte stand am Anfang von 1000 Gram eine Begegnung (und nein, es war nicht Fußball). In Berlin trafen sich die Musiker Moritz Lieberkühn und Anna Roxenholt (New Found Land-Sängerin) und fanden nicht nur musikalischen Gefallen aneinander. In Göteborg holte man sich auch noch Alexander Simm (Gitarre & Keys), Jacob Öhrvall (Bass & Keys) und Joel Wästberg (Drums) dazu und die internationale Zusammenarbeit konnte beginnen.
Aufgenommen wurde „Ken Sent Me“ jedoch zurück in den Köllner Chez-Cherie-Studios – der skandinavische Sound ließ sich dadurch aber nicht austreiben, wurde eher noch um amerikanisch wuchtige Rockelemente erweitert. Dass Mastermind Lieberkühn auch noch musikalische Einflüsse wie Dinosaur Jr. oder The Smiths aus Kindertagen mitbringt, muss an dieser Stelle nicht mehr extra als förderlich erwähnt werden, zu deutlich ist der Puls des Herzblutes aus dem Album heraus zu hören. Ein Spiel mit Leichtigkeit, Aufbruchsstimmung und einer dunklen Ausrichtung – jetzt wird’s interessant.
Die Songs auf „Ken Sent Me“ könnten als einfach, unaufgeregt oder gefällig bezeichnet werden. Spätestens beim 2. Durchhören hört man aber tiefer und erkennt elegante Kanten, die sich perfekt in die aufrichtigen Art des Albums fügt – es verkompliziert nicht sondern ist glatt, aber ehrlich. Der Opener „Bring Your Lantern“ oder „Come Back To Me“ verzichten auf Special Effekts und folgen einem geordneten Krach. Immer mit einem Fuß am Abgrund zur Belanglosigkeit, aber da muss man ja nicht runterschauen.
Wer Musik für durchtanzte Nächte, großes Gefühlskino oder für pathetischen Destruktivismus sucht, ist hier fehl am Platz. Manchmal ist aber eine unaufgeregte Individualität, dezente Melancholie und der leichte noch verbleibende Hauch des Sommers die bessere Wahl, um dem Winter entgegenzutreten.
Wir heißen euch hoffen – ‚Hoping that the day will be brighter‘ singt Lieberkühn auf “We Ain’t Waiting”. Wir werden sehen, bin dahin gibt’s ja noch die Musik.
„Ken Sent Me“ von 1000 Gram ist am 23. November 2012 bei Fixe Records/Broken Silence erschienen.
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