Hörenswert: African Heartbradler – „Keep it Warm“
Narzissenfest und Glöckler finden im Ausseerland neuerdings durch sprachgewaltigen Roots-Reggae ihre Ergänzung.
Florian Randacher alias Flow Bradley findet nach dem Zerfall der Ausseer Hardbradler endlich einen neuen Fokus. In seinem ganz persönlichen globalen Dorf lässt er Reggae auf Volksmusik treffen und zeigt uns wie gut es sich zu dem Ergebnis jodeln lässt. Doch das Album ist viel mehr als ’nur‘ eine nette Party-Scheibe.
Hörenswert. Das Album der Woche ist zu hören am Freitag, 15.01.10 ab 14:08 Uhr, WH am Donnerstag, 21.01.10 ab 00:00 Uhr.
Nur eine nette Party-Scheibe zu fabrizieren wäre aber auch von Florian Randacher, den manche gerne als Dadaisten bezeichnen, nicht zu erwarten gewesen. Bei der ersten Hörprobe könnte man noch dem Irrtum erliegen, dass „Keep it warm“ prima als Soundtrack zu einer Kifferkomödie wie „Grasgeflüster“ oder „Viel Rauch um nichts“ passen würde.
Musikalisch sind die elf Roots-Reggae-Songs des Albums ja auch von einer grundgemütlichen Stimmung geprägt. Mit einer unglaublich stilsicheren Souveränität bedient Flow Bradley das besagte Genre, ohne dabei groß neue Wege zu gehen.
Das großartige Element bei „Keep it warm“ liegt in Flow Bradleys genialer Sprachakrobatik, die sich aus einer Mischung von Dialekt, Englisch, Hochdeutsch und etwas, was sich wie Esperanto anhört, sowie einigen anderen Sprachfetzen zusammensetzt. Flow Bradley springt zwischen diesen Sprachen mit schlafwandlerischer Sicherheit beliebig oft hin und her. Dabei kommt ein unglaublich reggaetaugliches Kauderwelsch heraus, das sich (vor allem für den des Dialektes nicht mächtigen Hörer) recht kryptisch anhört und seine Geheimnisse erst nach intensiver Analyse preis gibt.
Doch anscheinend ist Florian Randacher ein Freund der paradoxen Intervention. So könnte die ungeübte HörerIn leicht annehmen, dass Flow Bradley uns bei dem Song „Ich Dreh Und Trink Gern“ etwas über seine Hobbys erzählen möchte. Doch was vordergründig als Bekenntnis zum Drogenkonsum verstanden werden kann, entpuppt sich bei genauerem Hinhören als Pamphlet gegen eben diesen. Denn Flow Bradley textet weiter: „ […] will meinen Libido mit Wasser und Tanz ernähren“. Auf dem Album finden sich noch mehrere ähnliche Aussprüche. Allerdings könnte bei dem Einen oder Anderen dabei der Gedanke aufkommen, reines Unvermögen zur richtigen Dosierung und der stete Missbrauch dieser Rauschmittel könnten bei Florian Randacher zu diesem Grundsatz geführt haben.
Jedenfalls ist Flow Bradleys originäre Sprachakrobatik extrem spannend und passt zudem noch phantastisch gut in das Genre Reggae.
Gerade in Kombination mit den beiden afrikanischen Sängerinnen Abdulie Jallow und Souldiva Aminata, die wohl auch ein Wort zum Bandnamen beigetragen haben, ergibt sich eine insgesamt total lässige, ganz in Roots-Reggae Sound gehüllte Atmosphäre mit genialen lyrisch-philosophischen Texten, die unbedingt gehört werden sollten.
Das Album ist am 20.11.2009 bei Irievibrations erschienen.
Lass' uns einen Kommentar da