Hörenswert: Ahmed Malek – „Musique Originale De Films“
Ahmed Malek, so heißt es, sei die algerische Antwort auf Ennio Morricone. Dass dieser Vergleich angemessen ist, stellt dieses Album mit Nachdruck unter Beweis, indem es uns einen kleinen Eindruck der Tonkunst des großartigen Filmmusikkomponisten verschafft. Ähnlich wie Morricone erzeugt Maleks Musik stimmungsvolle und fantasieanregende Klangbilder, die dabei überaus leichtfüßig und verträumt unbeschwert daher kommen.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 27.05.16 ab 14:08 Uhr, Wiederholung am Donnerstag, 02.06.16 ab 00:00 Uhr.
Bei den 14 Titeln dieser Zusammenstellung handelt es sich um Scores aus den Filmen Les vacances de l’inspecteur Tahar, Omar Gatlato und Autopsie d’un complot, die allesamt in den Siebziger Jahren entstanden sind. Ohne je einen dieser Filme gesehen zu haben, sind Maleks Kompositionen dazu imstande uns letztere assoziativ vor die Augen zu zaubern, auch wenn es sich bei einigen Titeln dieses Albums lediglich um skizzenhafte und recht kurze Einwürfe handelt. So liegt die Durchschnittslänge der Tracks ungefähr bei knapp drei Minuten, was natürlich mit dem Filmschnitt zu erklären ist.
Neben der bemerkenswerten Leichtfüßigkeit erscheinen die Kompositionen vordergründig keinesfalls in einer nordafrikanischen, sondern vielmehr in einer recht westlich anmutenden Linienführung. So sind die solistischen Elemente der 14 Instrumentalnummern des Albums mit Saxofon, Gitarre, Flöte oder Orgel auch allesamt westlichen Ursprungs. Erst der genauere Blick hinter die Kulissen auf das Tonmaterial, die rhythmischen Strukturen, sowie deren Orchestrierung und so manche Melodieführung offenbart eventuell den algerischen Ursprung dieser sehr kosmopolitisch anmutenden Klangkunst.
Da diese Filmmusik in den siebziger Jahren entstanden ist, unterscheidet sich diese natürlich von heutigen Scores dadurch, dass es sich hier wirklich um Kompositionen handelt, bei denen auch die Melodieführung präsent sein darf. In der heutigen Zeit teilen sich inzwischen der Sounddesigner und der Komponist das akustische Feld untereinander auf, was sich natürlich auch auf die Musik und deren melodische Gestalt ausgewirkt hat.
Dem Berliner Label Habibi Funk von Jannis Stürtz haben wir es zu verdanken, dass diese Perlen der algerischen Filmmusik wieder erhältlich, beziehungsweise überhaupt zu hören sind, da es sich teilweise um bisher unveröffentlichte Aufnahmen handelt. Ahmed Malek, der im Jahre 2008 verstarb, genoss eine klassische Ausbildung und spielte mehrere Instrumente. Wenn überhaupt, kennen sogar Algerier lediglich die Melodien Ahmed Maleks aus den Filmen und nicht seinen Namen. Vielleicht wird sich das nun ändern.
Aufgrund des grandiosen Artworks von Habibi Funk sollten Interessenten den Kauf der Doppel-LP in Erwägung ziehen.
Das Album ist am 13. Mai 2016 auf Habibi Funk erschienen.
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- http://www1.wdr.de/radio/funkhauseuropa/musik/musikspecials/habibi-funk-100.html
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