Hörenswert: BadBadNotGood – „BadBadNotGood 2“
Das schon so oft totgesagte Genre ‚Jazz‘ wird von diesem kanadischen Klaviertrio sehr vital in das Jahr 2013 geführt.
Jedenfalls wird das von einigen Musikkritikern so gesehen. Doch was beim ersten Blick auf die Besetzung wie ein traditionelles Klaviertrio erscheint, entpuppt sich dann als ein recht elektronisch anmutendes Klangkonstrukt für das auch Sampler, polyphoner Analog-Synthesizer, Breakbeats und Hip-Hop-Grooves die musikalische Grundlage bilden.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 11.01.13 ab 14:08 Uhr, Wh am Donnerstag, 17.01.13 ab 00:00 Uhr.
Spannung und Entspannung. Elektronisch und akustisch. Auskomponiert und improvisiert: Irgendwo zwischen diesen Antipoden lassen sich die Kompositionen BadBadNotGood (BBNG) verorten, die in aller Konsequenz teilweise atemberaubende und völlig unvorhersehbare Wendungen vollziehen. So reich an Kontrasten handelt es sich bei „ BBNG 2“ daher um ein genau so heterogenes wie experimentelles Album, dass aufgrund seines starken sphärischen Sogs eine geradezu betörende Wirkung entfaltet.
Abgesehen von dem Opener „Earl“ mit seiner fiesen Hip-Hop Attitüde geht es mit „Vices“ gleich in einen sphärische Klangwelt, die von schwebenden Akkorden des Prophet 08 zusammengehalten wird und Mal anschwellend Mal abschwellend immer spannungsgeladen bleibt. Bei „Limit Of Your Love“ handelt es sich um eine traumhafte Ballade deren recht sehnsüchtiger Charakter immer wieder von expressiven Ausbrüchen am Schlagzeug kontrastiert wird. Ähnlich sind auch „CHSTR“ und „UWM“ aufgebaut, die ebenfalls in diesem Spannungsfeld liegen. Und genau das sind auch die Momente in denen BBNG so richtig zu brillieren weiß. Denn hier finden sich die drei Humber-Jazz-College Absolventen zu einem gemeinsamen Etwas zusammen, das einfach fantastisch gespielt ist und wunderbare Stimmungen erzeugt.
Von diesem Klangbild her gesehen erinnern BBNG etwas an Formationen wie Tortoise, das Cinematic Orchester oder auch Red Snapper, die ja ebenfalls gerne in sphärischen Klangwelten schwelgen und diese mit futuristisch anmutenden Grooves aus dem Drum&Bass, Breakbeat und Hip-Hop Sektor kombinieren. Allerdings ist bei BBNG trotz aller wohlüberlegten und raffinierten Liedführung wesentlich mehr Platz für Improvisation und expressive Soundorgien. Damit spielen sich Matthew Tavares (Keys), Chester Hansen (Bass) und Alexander Sowinski (Schlagzeug) als exzellente Instrumentalisten trotz aller Virtuosität sicherlich eher in die Herzen oben genannter Formationen, als in die von traditionellen Jazzliebhabern. Und solange es so gut klingt wie bei BBNG ist es ja auch ganz egal wie man es nennt und wohin da was geführt wird.
Das Album ist Ende 2012 erschienen und als freier Download auf BADBADNOTGOOD erhältlich.
2 Kommentare
OOOhh God, diese ersten vier Minuten. Schwer genial.
Yes, wieder ein guter Soundtrack fürs Home Office. 😀
Danke! Ohne Euch wäre ich nicht auf sie gestoßen.