Hörenswert: Blay Ambolley – „Ketan“
Entspannte und doch treibende Rhythmen gepaart mit Funk, Rock und einer großen Prise Jazz. Das sind die Zutaten aus denen der gebürtige Ghanaer seinen recht klassisch klingenden Afrobeat kreiert. Allerdings ist dieser frei von jeglichem Purismus und überrascht immer wieder mit Stilbrüchen, die so nicht vorhersehbar sind.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 26.05.17 ab 14:08 Uhr, Wiederholung am Donnerstag, 01.06.17 ab 00:00 Uhr.
Unüberhörbar ist Ambolleys Ansatz ein klassischer. In seiner Heimat ist der mittlerweile über sechzigjährige Ausnahmemusiker längst eine Legende; vor Allem im Bereich der Highlife-Musik. Mit seiner Formation, der Sekondi Band, spielte Ambolley bisher nicht weniger als 29 Alben ein.
Das 2015 veröffentlichte Album „The African Soul“ stellte einen Meilenstein in der jüngeren Geschichte Ambolleys dar, da dieses von der Presse gefeiert und von Fans umjubelt wurde. Das vorliegende Album „Ketan“ schließt nahtlos dort an, wo „The African Soul“ aufgehört hat: Unglaublich entspannt entwickeln sich hier die Rhythmen, die als Fundament immer wieder immens an Fahrt gewinnen und die Solisten subtil anpeitschen. Ungeheuer gelassen bauen sich dann der Gesang, die Melodien und die Turnarounds um dieses Gerüst auf. Bei „Ketan“ handelt es sich aber keinesfalls um ein Highlife-, sondern eher um ein Afrofunk-Album. Vieles erinnert an den legendären Fela Kuti: Wie hier der Chor Ambolley begleitet und mit ihm in Zwiesprache tritt, wie die Themen die solistischen Parts flankieren. Wie auch das Schlagzeug mit der Snare die Themen mitphrasiert.
All das hörte man (als Europäer) zum ersten Mal bei Fela Kuti, mit dem Ambolley zu seinen Lebzeiten auch zusammen arbeitete. Wer hier von wem gelernt hat, darüber kann wohl nur spekuliert werden. Und doch ist die Musik von Ambolley weit mehr als ein neuer Aufguss von dem Afrobeat, wie er in den Siebziger und Achtziger Jahren in Nigeria und darum herum gespielt wurde. Denn Elemente wie Rock, Jazz und auch Highlife spielen hier eine wesentlich größere Rolle als bei Fela Kuti.
Genau wie sein Vorgänger handelt es sich bei „Ketan“ um ein Party-Album, das einen früher oder später in seinen Bann zieht. Alle Titel sind mit unglaublich vielen Licks, Themen, Melodien und Figuren versehen, was den immensen Ideenreichtum Ambolleys offenbart. Die Faszination und die große Kunst dieser Musik äußert sich darin, wie flüssig all diese Bestandteile zu einem lässig-groovenden großen Ganzen verschmelzen. Sicher wird Ambolley auch mit diesem Album große Erfolge feiern und auf der ganzen Welt gebucht werden. Schön, wenn die alten Legenden wie Ebo Taylor, Mulatu Astatke oder eben Ambolley auch in späten Jahren zu dem Ruhm kommen, der ihnen zweifelsohne zusteht.
Das Album ist am 26. Mai 2017 auf Agogo erschienen.
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