Hörenswert: Bokanté – „Strange Circles“
Dem Albumtitel entsprechend zieht diese nordamerikanische Combo mit ihrem Erstlingswerk in der Tat ein paar schräge stilistische Kreise, in denen Rock, Jazz und die sogenannte Weltmusik wild herumwuseln.
Im Zentrum steht dabei ein recht unkonventionelles Songwriting, das die Verbindung des akustischen Grundcharakters mit kraftvollen Stromgitarren zulässt, ihm aber gleichzeitig klare Grenzen setzt.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 08.09.17 ab 14:08 Uhr, Wiederholung am Donnerstag, 14.09.17 ab 00:00 Uhr.
Bokanté haben sich im besten Sinne wirklich gefunden. Als sich Snarky Puppy und die Jazz-Sängerin Malika Tirolien nacheinander die Bühne teilten, war das die Geburtsstunde dieser Formation. Interessant ist sowohl das Songwriting, das hörbar versucht, die ausgetrampelten Mainstream-Pfade auf der Basis einer recht raffinierten Rhythmik zu verlassen, als auch die Orchestrierung, die komplett aufs Schlagzeug verzichtet. Das schafft zum einen natürlich viel Platz für Anderes, vor Allem für die wirklich tolle Stimme von Tirolien (die SängerInnen mögen es ja oft sehr luftig).
Zum Glück ist „Strange Circles“ nicht zuletzt aufgrund des gitarrenlastigen Sounds ein durchaus kraftvolles Album, wenn man von den drei etwas halbseidenen Balladen einmal absieht. Ansonsten haben hier Percussion und eben die Gitarren den Job, Tirolien zu begleiten. Das machen diese wirklich toll, weil ausgesprochen gekonnt, aber eben auch nicht mehr. Bewusst scheint hier auf eine Verschmelzung von Stimme und Instrument verzichtet worden zu sein. Hörbar sind daher unterschwellig auch die vielen Stunden, die wohl allen voran Michael League im Studio verbracht haben muss, um dieses Album so ausgecheckt klingen zu lassen. Leider wirkt das in dieser angestrebten Perfektion stellenweise etwas überproduziert, was besonders in den vielen Verdoppelungen von Tiroliens Stimme ins Ohr fällt.
Somit ist „Strange Circles“ trotz einiger Höhen und Tiefen ein durchaus gelungenes Album, das mit „Nou Tout Se Yonn“ einen echten Hit beherbergt. Auch der auf dem Papier zuerst recht wild anmutende Mix aus Rock, Jazz und Weltmusik ist letzten Endes durchaus eingängig und vielleicht sogar etwas zu gefällig. Um bei dem Bild zu bleiben, wäre es trotzdem sehr schön, wenn ab und an eine maßlose Sekante in Form eines Solos die ‚schrägen Kreise‘ durchschneiden würde. Vielleicht gelingt dies ja im Live-Kontext.
Das Album ist am 9. Juni 2017 auf GroundUP erschienen.
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