Hörenswert: Bonnie „Prince“ Billy – „I Made A Place“
Bonnie „Prince“ Billy, der Freak mit Rauschebart der amerikanischen Folk- und Countryszene veröffentlicht mit „I Made A Place“ eine Feel-Good-County-Jam-Platte: Zwischen den Gewittern heiter bis wolkenlos. Acht Jahre nach seinem letzten Soloalbum „Wolfroy Goes To Town“ ist „I Made A Place“ ein Blick zum dämmernden Himmel, gleichzeitig erhellend und sich verdunkelnd.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist (ausnahmsweise) zu hören am Samstag, 30.11.19 ab 12:08 Uhr, Wiederholung am Donnerstag, 05.12.19 ab 00:00 Uhr.
Look Backward On Your Future, Look Forward To Your Past
Die letzten Jahre verbrachte Will Oldham großteils mit Coveralben und der Verwirrung seiner Zuhörer, mit einer Hommage an die Everly Brothers mit der Prog-Folk-Musikerin Dawn McCarthy und der kooperativen Neuadaptionen seiner eigenen Songs mit The National-Gitarristen Bryce Dessner. Als Zuhörer auf der Reise macht man sich bei neuen Eigenkompositionen gefasst auf „I see a darkness“ und die Spitze des Eisbergs der Traurigkeit – und bekommt stattdessen Peace of Mind.
Frisch und elegisch, in glorreicher Country-Manier und leichtfüßig wandert Bonnie „Prince“ Billy auf „I Made A Place“ entlang der Narrative über die wahre Liebe, über die Turningpoits des Lebens und eines herzlichen Konstatierens der Situation. Back to the roots und trotzdem alles neu: Mit Blick auf die Zerstörung der Erde, Hitze, Fluten und der Untergang der Menschheit ist die einzig logische Konsequenz: Lernt euren Kindern schwimmen und sich anhand der Sterne zu orientieren. Es hilft eh nix, isso. Oldham erschafft den Platz, an dem dieser idealistische Realismus zum einzigen Kriterium wird und erzählt in kleinen Geschichten von den großen Hoffnungen.
Blueberry Jam
„I Made A Place“ ist auf mehreren Ebenen mit Hawaii verwebt: Die Inspiration von Hawaiianischen Musikern wie Johnny Lum Ho, Edith Kanaka´ole oder Jake Xerxes Fussel sind darauf zu finden, wie auch Oldhams Erfahrungen während seines Aufenthalt als Artists in Residence mit seiner Frau Elsa – inklusive Katastrophen und Zerstörungen. So gesehen leben wir in einer Albtraumwelt, aber Bonnie „Prince“ Billy lässt sie nicht ganz in der Dunkelheit versinken. Ein paar THC-Heidelbeeren können selbst im schlimmsten Zustand für Erkenntnis sorgen – oder so.
Fill me up, pour me another, I can still see the light of day
Zwischen Squaredance-Feeling, warmen Waltzer-Rhytmen, schrägem Harmonium und chilligem Jazz blickt „I Made A Place“ den langen Strahlen einer untergehenden Sonne nach, die über kurz oder lang doch immer wieder zu den langen Strahlen einer aufgehenden Sonne werden und unsere hoffnungslosen Morgen in goldenes Licht tauchen.
„I Made A Place“ von Bonnie „Prince“ Billy ist am 15. November bei Domino / Good To Go erschienen.
Lass' uns einen Kommentar da