Hörenswert: Ghana Soundz – "Afrobeat, Funk & Fusion in 70's Ghana, Vol. 1"

Seit über 30 Jahren gilt das Londoner Label Stern’s Music als Spezialist für afrikanische Musik. Im Vordergrund steht dabei die Archivierung von alten Aufnahmen, die vielleicht ohne diese Arbeit für immer verloren gewesen wären.

Miles Cleret von Stern’s durchwühlte über zwei Jahre die Tonarchive Ghanas und stellte für diese Compilation eine faszinierende Mischung von äußerst raren und bisher unveröffentlichten Afrobeat, Funk und Fusion Nummern aus Ghanas Musikszene der 70er Jahre zusammen.

Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 14.05.10 ab 14:08 Uhr, Wh am Donnerstag, 20.05.10 ab 00:00 Uhr.

Spätestens seit das Label World Circuit 1993 mit „Talking Timbuktu“ (Ry Cooder & Ali Farka Tourè) einen durchschlagenden Erfolg feiern konnte, interessierte sich auch ein breiter Markt außerhalb Afrikas für die musikalischen Erzeugnisse des Kontinents jenseits der gängigen Pop-Produktionen. Nicht zuletzt ist dieser Erfolg auch Nick Gold, dem Produzenten des Labels zu verdanken, da der Afrikastudent die Musik in eine Form brachte, in der sie auch für den westlichen Markt kompatibel wurde. Musik die unter dem Begriff ‚World Music‘ zusammengefasst wurde erlebte so ab Anfang den 90er Jahre einen enormen Aufschwung.

Viele Künstler nutzten diese entstandene Nachfrage und produzierten gezielt ‚Weltmusik‘ für den europäischen und westamerikanischen Markt mit der Hilfe von westlicher Studiotechnik und westlichen Studiomusikern. Besonders in dem derzeit so beliebten Genre des ‚Balkan-Ska‘ war diese Entwicklung gut zu beobachten.

Allen, die sich afrikanischer Musik jenseits der ausgetretenen Pfade der ‚World Music‘ nähern wollen, sei das Label Stern’s Music empfohlen. Die vorliegende Compilation liefert Musik aus Ghana, die sozusagen naturbelassen ist. Hier wird bei den Originalen und nicht bei der Kopie angefangen. Das äußerst breite Spektrum dieser Zusammenstellung gewährt dem Hörer einen Einblick in die Afrobeat-Welt jenseits der Kuti-Familie. Zu hören ist eine wilde Fusion aus traditioneller afrikanischer ‚Highlife‘-Musik und den Einflüssen, die die britischen Kolonialherren mit ins Land brachten. Insbesondere spielen hier natürlich Jazz, Funk, Disco und Soul eine große Rolle. Fernab von den großen afrikanischen Interpreten mit ihrem akustisch-melodiösen Sound, die zumeist aus Mali und dem Senegal kommen, gewährt Ghana Soundz einen tiefen, authentischen und sehr empfehlenswerten Einblick in die Musikzene Westafrikas der 70er Jahre. Stern’s Africa sei Dank.