Hörenswert: Graveyard Train – „Takes One To Know One“
Spiel mir das Lied vom Tod mit Blues, Country und Alternative Rock. Dem kommen die Australier Graveyard Train momentan mit Freude nach.
Mit „Takes One To Know One“ gibt es freundliche Kneipenmusik, die sich aber (wie in jedem guten Saloon) innerhalb kürzester Zeit in die metaphorische Schlägereien verwandeln kann. Zu gleichen Teilen leichtfüßig und erdrückend klingt das Album wie ein Gradwanderung, bei der ein falscher Schritt fatal sein könnte.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 01.08.14 ab 14:08 Uhr, Wh am Donnerstag, 07.08.14 ab 00:00 Uhr..
Graveyard Train aus Melbourne hat sich mit ihrem neuen Werk nicht neu erfunden sondern führt das Gewohnte fort – das soll allerdings keine Qualitätsminderung sein, im Gegenteil. Es wird der Stil fortgeführt aber trotzdem wird ein neues Kapitel aufgeschlagen. Rein vom Mood des Albums könnte man meinen, es handelt sich bereits um die allerletzten Seiten und das letzte Aufbäumen vor dem Ende. Mit dem Titeltrack kommt das Ganze auch gleich der Schwung: ‚Takes one to know one‘ ist Country-Rock’n’Roll vom feinsten. „Six men play men’s instruments just as men were born to do“ – ja, doch, kommt hin.
Im Vergleich zu „Hollow“ von 2012 ist das neue Album von Graveyard Train einerseits etwas ruhiger, aber auch ein bisschen spukiger. Trotz mehr Schlagzeug, Banjos, Bluegrass und Bass bleiben die eindringlichen Melodien im Vordergrund – vielleicht auch aufgrund der Narration. Seien wir mal ehrlich, wenn man sich schon mit Graveyard Train benennt kann man auch von der Musik gut und gerne das gleiche erwarten. Und dementsprechend passend sind da die Geschichten, die in „Takes one to know one“ erzählt werden, über das Leben danach (Himmel? Hölle? Nirvana?), dem Weg dorthin (sterben) und mit demjenigen, der einen dorthin bringt (Tod). Im Grunde genommen macht dies das Album aber keineswegs so düster oder pathetisch, wie es klingt, eher strotzt es von tragischer Romantik, unheilvollen Balladen und einer Ruhe, wie sie es vor dem Sturm ist. ‚Close The Book‘ und ‚The Parasite‘ sind solche Songs, die nach Leichenzügen in der Wüste klingen. ‚The Creep‘ sorgt aber gleich im Anschluss zwar an das gleiche Szenario, allerdings klingt es wie aus der Geister-Perspektive erzählt.
Man merkt, es fällt schwer, beim Hören von „Takes One To Know One“ NICHT ständig an die Unterwelt, den Fährmann (oder Tod auf einem Motorrad, bitte je nach Glaube auswählen) und die Gesiter der Vergangenheit zu denken. Und weil die sechs Herren vom Friedhofszug sich selbst noch als Horror Country bezeichnen, kommt man dem eh irgendwie nicht aus. Doch spätestens mit ‚The Crysalid‘ (übrigens ein alien-ähnliches Viech aus XCOM) hat man wieder Gelegenheit, mit jenen Geistern zu tanzen, der Track erinnert stark an IAMX und The Dead Weather. Auch wenn der ‚Das Ende naht!‘- Gedanke bleibt, gibt „Takes One To Know One“ mit seinem dead-country-musicians-feeling auch ein Gefühl der Ruhe, der Sanftheit und der Gelassenheit.
Vielleicht findet man sich im Laufe der Zeit aber einfach mit dem unausweichlichem Ende ab – man tut sich da aber auch leichter wenn man die passende Musik dafür hat. Und just seit Juli touren Graveyard Train auch grade durch Europa, falls man noch Impressionen fürs Testament brauchen sollte.
„Takes One To Know One“ von Graveyard Train ist am 3. April 2014 bei Cargo Records erschienen
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