Hörenswert: Hollis Brown – „3 Shots“
Freitag, 21. August 2015 ab 14:06 Uhr: Hollis Brown ist die Rockband mit Gefühl. Ordentliches Songwriting, große Melodien und easy listening. Und trotzdem nicht glatt und fad – das muss man erst mal hinbekommen.
Im Fall von Hollis Brown liegt das daran dass es Folkrock ist, der kein Abshaken oder kein Headbangen braucht, sondern eher einen Liegestuhl zum Zurücklehnen und Zuhören. Auf ihrem Album „3 Shots“ bieten sie das, was man genau von den 3 Shots erwartet: All killer, no filler.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 21.08.15 ab 14:08 Uhr, Wh am Donnerstag, 27.08.15 ab 00:00 Uhr.
Hollis Brown sind fünf junge Herren, Mike Montali, Jon Bonilla, Dillon DeVito, Andrew Zehnal und Adam Bock, die aus einem scheinbar unendlichem und unüberhörbaren Sammelsurium aus classic rock-Einflüssen schöpfen und auch beim daraus Schöpfen noch selbst knietief drinnen stehen. Gegründet 2009 im New Yorker Bezirk Queens, wieder mal beginnend mit zwei Schulfreunden: Montali und Bonilla drückten schon gemeinsam die Schulbank und benannten das Ganze nach einem frühen Bob Dylan-Song, „The Ballad Of Hollis Brown“. Sympathisch, gleich von Beginn an.
2013 veröffentlichte die Band das Indie-Album „Ride on the Train“, ein Jahr später gab es zum Record Store Day eine song-for-song Re-Kreation von Velvet Undergrounds „Loaded“. Auf dem 2. Album „3 Shots“ trifft Indie auf Alt-Country und Classic Rock auf Americana – Inklusive dem metaphorischen Cadillac Impala ’67 auf dem endlosen Highway. Produziert von Don Dilego im Velvet Elk Studio, gemixt von John Agnello (u.a. Bob Dylan oder Dinosaur Jr.). „We wanted to make more of a statement with this one, and expand the garage-rock vibe of ‚Ride On The Train‚ into something a little wider“ so Montali. Und das kann man als gelungen bezeichnen, dass sich Montali und Bonilla schon seit Schulzeiten kennen, tut sein Übriges: Handgemachte und unprätentiöse Songs, die Wurzeln im Blues, die Basis im Rock, die Arme dem Indie und Pop hingestreckt. Und, natürlich, ein bisschen Bob Dylan.
Im Opener ‚Cathedrals‘ schwingt die Stimmung zwischen Opfergaben und Erlösung, ein Zustand, der „3 Shots“ eigentlich gut zusammenfasst. Eine Einladung zum genauer Hinhören, zu tiefer Eintauchen und zum Suchen der vielleicht versteckten Fragen. Auch musikalisch bietet das Album fast das, was man sich auch von drei Shots erwarten würde: Ein Querschnitt fast aller Facetten, die Rock, Americana, Country und Blues, ob indie oder classic ob alternative oder folk, hergeben. Titeltrack ‚3 Shots‘ fragt nach eben jenen, den drei Shots, der Erlösung – ob in die eine oder andere Richtung: „That 3 shots on the boulevard / And who will be the next one that they name? / Oh if nobody cares“. ‚John Wayne‘ ist das epische Herzstück des Albums, zu Beginn reduziert auf Gitarre, Gesang und das obligatorische Pfeifen, das die metaphorischen Windhexen vor sich hertreibt. Und dann bricht es hervor, rock your heart out, akustisch weicht elektronisch und elektrisiert. ‚Rain Dance‘ kehrt zurück in die 70er, zurück zum reinsten Classic Rock und all seinen Feinheiten: Blusige Gitarre, die rhythmische Qualität zum Mitsingen („get it together!“) und zur unfassbaren Coolness eines Schlagzeugs. UND Bo Diddley als, naja, Gast im Geiste. ‚Sandy‘ oder auch ‚Sweet Tooth‘ klingen ein bisschen nach Romantik, ein bisschen nach Poprock, ein bisschen nach etwas, das von Elton John sein könnte (und ich mein das rein positiv). Die Songs für die Lagerfeuer-Stimmung eben.
„3 Shots“ – wie man sie auch sehen mag – ist genau das Album das entsteht, wenn sich eine Gruppe sehr talentierter Musiker und Songwriter an einen Tisch setzen. Ihr zweites Album – das oft so schwierige – klingt bei Hollis Brown fast mehr danach, als sei es schon das siebte. Solide, könnte man sagen. Vielfältig und einzigartig in der Zusammenstellung. Catchy und trotzdem melancholisch.
Oder man sagt einfach, das ist ein verdammt gutes Album.
„3 Shots“ von Hollis Brown ist am 4. Mai 2015 bei Jullian Records erschienen.
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