Hörenswert: IAMX – „Volatile Times“
Unstete Zeiten brechen an – und mit „Volatile Times“ gibt IAMX den Soundtrack dazu. Mit seinem vierten Studioalbum schlägt er neue Wege ein, und bleibt gleichzeitig seinem Stil treu. Es ist eine düstere, musikalische Suche nach dem eigenen Selbst und dem Sinn seiner Zeit. Geprägt von Wut und Sarkasmus, aber auch von Melancholie und der üblichen erotisierenden Wirkung von Chris Corner.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 18.03.11 ab 14:08 Uhr, Wh am Donnerstag, 24.03.11 ab 00:00 Uhr.
„Es scheint einen Punkt im Leben zu geben, an dem man eine Tür öffnet und sie nie wieder schließen kann. Die Tür ist offen, ich hasse, was ich sehe und ich schreibe darüber.“ Diesen Punkt hat Chris Corner mit „Volatile Times“ wohl nun erreicht. Es ist eine Auseinandersetzung mit der Gegenwart, eine Abrechnung mit der Vergangenheit und eine Kampfansage an die Zukunft. Aber nicht nur seinem umstrittenen und geheimnisvollem Selbst gilt die Kritik, auch seiner Umwelt und den religiösen wie politischen Missständen. Im Gegensatz zu den eher rohen und mechanischen beiden ersten Alben „Kiss+Swallow“ und „The Alternative“ und dem schon beinahe hymnenhaften „Kingdom of Welcome Addiction“ kehrt Chris Corner mit „Volatile Times“ in die finstere, erotisierende und verstörte Welt von IAMX zurück und erweitert sie um sozialkritischen Inhalt und eine psychologische und musikalische Aufarbeitung von mentaler und sexueller Labilität.
„Volatile Times“ ist kein Album, das aufbaut, Laune macht oder nach Party ruft. Ganz im Gegenteil. Es bricht aus, stürzt Zuhörer in mentale Tiefen und reißt ihn wieder zurück. Wer sich allerdings der Nacht mit all seiner Düsternis und Gefahren, aber auch der Hoffnung auf die Morgendämmerung hingeben will, für den hat Chris Corner ein schönes, dunkles und verstörendes Album kreiert – einen geisterhaften, musikalischen Spaziergang durch das Spiegelkabinett der Persönlichkeit von IAMX.
Ganz in der Manier seiner Vorgänger bewegt sich „Volatile Times“ zwischen Glam Noir, Theatralik und schrillen, aber gefühlvollen Arrangements. Aber hinzu kommt der Geruch von Zirkusluft, wie zB. bei „Bernadette“, in Musik verwandelte Wut, wie in „Volatile Times“ und etwas gefährliche Erotik in „Cold Red Light“. „Ein heimliches, vermutlich spottendes Kichern ins Fäustchen über Dinge, die für den ein oder anderen nicht mal unter den bizarrsten Humor fallen, sondern zumeist verbittertes Zähneknirschen verursachen“ (Elli Eberhardt, motor.de).
Eine Album, das nach Sex, Rotwein und einer düsteren Nacht klingt. Gefährlich. Und Gut.
„Volatile Times“ von IAMX ist am 18.03.2011 bei BMG / Rough Trade erschienen.
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