Hörenswert: Margaret Glaspy – “Emotions and Math”
Erfrischend authentisch und enorm geradlinig präsentiert die kalifornische Sängerin auf Ihrem Debutalbum etwas, was ihr Label recht treffend als „Folk-Punk“ bezeichnet.
Und in der Tat lässt Glaspy diese zwei Genres auf „Emotions and Math” zu einem spannenden und durchaus subversiv klingenden Ganzen verschmelzen.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 20.01.17 ab 14:08 Uhr, Wiederholung am Donnerstag, 26.01.17 ab 00:00 Uhr.
Allerdings scheint für die meisten der Begriff Folk in diesem Zusammenhang dann doch etwas irreführend zu sein, denn insgesamt ist das Album dazu viel zu rockig, schnörkellos und frei von irgendwelchem akustischen Folklore-Gedöns. Zudem hat sich die 27-järige Glaspy auf “Emotions and Math” einen Sound gebastelt, der ob seines zeitlosen Charakters schlichtweg als sensationell zu bezeichnen ist und dem gewählten geradlinigen Ansatz zudem eine entsprechende akustische Form gibt.
Um Stimmung zu erzeugen reichen Glaspy ein Paar geradlinige, schön verzerrte Gitarren-Akkorde, Bass und Schlagzeug. Zu dieser schlichten Orchestrierung kommt Glaspys nicht gerade volle, aber enorm ausdrucksstarke Stimme, die sich mal verzweifelt, mal einschmeichelnd, aber meist recht rau und roh mit dem Instrumentalsound verbindet. Aufdringlich aber frei von jeglichem aufgesetzten Pathos singt sich die US-Amerikanerin durch die 12 Lieder des Albums, die in aller Kürze (die längste Nummer kommt gerade Mal auf 3:26 Minuten) unglaublich viel transportieren und somit nie künstlich aufgebläht wirken. Vielmehr scheint hier so einiges genau auf den Punkt gebracht worden zu sein und das Angenehme ist, dass ihre Musik nie versucht mehr zu sein als sie ist.
Manche werden aufgrund der hier erwähnten Attribute “Emotions and Math” vielleicht als ‘altmodisch‘ bezeichnen. Das ist zwar verständlich, da auf jegliche Glätte oder aufwendige Orchestrierungen verzichtet wurde. Doch scheint sich wohl eher der durchproduzierte Plastiksound, der Anfang der 2000-Jahre so vorherrschend war, langsam zu verabschieden. Insgesamt liegt uns mit “Emotions and Math” ein wunderbar schlichtes und schlüssiges Album vor, in dem es nur darum zu gehen scheint, mit möglichst wenig (logistischem) Aufwand möglichst viel Emotion zu transportieren. Nicht nur Letzteres hat sie wohl mit ihrem großen Vorbild Joni Mitchell gemeinsam:
Am wichtigsten für mich ist […] Joni Mitchell. Wenn man ihre Musik hört, fühlt man sich von etwas Großem, Wichtigen umgeben. Ich ziehe daraus vor allem den Auftrag, mir Mühe zu geben mit dem was ich tue. Ich will wirklich versuchen, sehr gute Alben aufzunehmen“.
Genau so schlicht wie die Musik ist auch die Coverart gehalten: Auf dem in Schwarzweiß gehaltenen Cover blickt uns Glaspy ehrlich und durchdringend direkt in die Augen.
Wer Ricky Lee Jones, Neil Young oder Joni Mitchell mag, wird sich auch bei Margaret Glaspy zu Hause fühlen. Allerdings wäre bei all der Schlichtheit das ein oder andere etwas längere Gitarrensolo in dieser Musik durchaus vorstellbar.
Das Album ist am 17. Juni 2016 auf ATO Records erschienen.
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