Hörenswert: Melody Gardot – “Currency Of Man”
Na Endlich. Auf ihrem aktuellen Album präsentiert uns die US-amerikanische Sängerin nun endlich so manche Ecke und Kante.
Nach weltweit über 3 Millionen verkauften und somit auch sehr massentauglichen Alben war damit nicht mehr unbedingt zu rechnen. „Currency Of Man” besticht daher aufgrund seiner musikalischen Reife und einer Tiefe, an der es Gardot bisher vielleicht etwas gemangelt hat.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 24.07.15 ab 14:08 Uhr, Wh am Donnerstag, 30.07.15 ab 00:00 Uhr.
So nimmt sich Gardot nun Freiheiten heraus, an die man gar nicht zu denken gewagt hätte. Stellvertretend dafür steht das recht expressive Instrumentalstück „March For Mingus“ für das sicher auf jedem Vorgängeralbum keinen Platz gewesen wäre (Gut: dafür dauert das Stück aber nur eine Minute).
Auch Gardots kompositorische Weiterentwicklung ist sehr beachtlich, denn im Gegensatz zu Großteil der anderen Jazzsängerinnen schreibt sie ihre Songs selbst. Und davon gibt es auf „Currency Of Man” einige sehr gelungene zu entdecken: Trotz einer eher atmosphärischen Ausrichtung groovt und brodelt schon der Opener „Don’t Misunderstand“ wunderbar subtil dahin. Gardots ja wirklich schöne Stimme findet hier ein sehr reduziertes und anschmiegsames Bett aus Gitarre, Orgel, Schlagzeug und Streichern.
Mit „Don’t Talk“ und „It Gonna Come“ geht es in diesem Stil erst einmal weiter bis uns auf „Bad News“ ein recht expressives Saxofon um die Ohren fliegt. Und hier wird zum ersten Mal eines klar: um echten Mainstream kann es sich hierbei nicht mehr handeln. Vielmehr lebt “Currency Of Man” im Spannungsfeld zwischen sehr eingängigen Arrangements und für dieses Genre gewagt expressiven Elementen. Darüber hinaus besticht das Album durch Nummern, die einfach Klasse sind und durchaus auch Hitpotential besitzen wie „Same To You“, „Preacherman“ oder auch „It Gonna Come“.
Musikalisch tänzelt Gardot gekonnt leichtfüßig zwischen Blues, Jazz, Gospel und Country umher, ohne dabei das Gleichgewicht zu verlieren. Beginnend beim Sound, den Kompositionen über die Orchestrierung bis hin zum Spagat zwischen Kunst und Kommerz wirkt das Album aber extrem ehrlich und schlüssig. Anscheinend war Gardot selbst etwas daran gelegen, mit dem Klischee der ‚sanften Balladensängerin‘ in das sie gerne gesteckt wurde, zu aufzuräumen.
Gardot wirklich gutes Songwriting wurde allerdings noch von Meisterproduzent Larry Klein veredelt, der auch schon Joni Mitchell, Herbie Hancock oder Madeleine Peyroux zusammengearbeitet hat. Daneben sorgt der französische Arrangeur Clément Ducol mit den Streichersätzen für die entsprechende (manchmal etwas kitschige) impressionistische Atmosphäre, die gerade die ruhigeren Nummern die das Ende des Albums ausmachen, prägen. Auch für das Bläserarrangement holte sich Gardot mit dem Fünffachen Grammy-Gewinner Jerry Hey, einen echten Könner mit ins Team, der hier wirklich exzellente Arbeit geleistet hat.
Letzten Endes ist “Currency Of Man” ein lautes aber dann doch leise klingendes, sehr reifes und durchdachtes Album, dass lediglich hinten raus an Fahrt verliert und dann leider doch etwas zu schnulzig endet. Zum Glück wusste “Currency Of Man” bereits davor schon völlig zu überzeugen. Trotzdem kann man vor diesem neuen Sound Gardots, der längst nicht so massentauglich klingt, dafür aber enorm an Spannung und Qualität gewinnt, nur den Hut ziehen und gratulieren.
Das Album ist am 29. Mai 2015 auf Decca erschienen.
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