Hörenswert: Michael Kiwanuka – „Home Again“
Ganz im Stile des alten Motown-Songwriting gehalten ist Michael Kiwanukas Debutalbum „Home Again“. Sehr schlüssig und schlicht wird hier aus Elementen von R&B, Blues und Soul eine musikalische Grundlage geschaffen, die sich gerade aufgrund ihrer Schlichtheit wunderbar mit Kiwanukas ausdrucksstarkem Bariton vereint.
Somit ist das Klanggebilde von „Home Again“ ein recht schwermütiges und sehnsüchtiges, ohne es dabei an einer durchaus positiven und beschwingten Grundstimmung fehlen zu lassen.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 30.03.12 ab 14:08 Uhr, Wh am Donnerstag, 05.04.12 ab 00:00 Uhr.
Zwischen diesem Spannungsfeld bewegen sich alle zehn Songs eines Albums, das auch aufgrund seiner Schlichtheit und Gleichförmigkeit fast unmerklich dahinfließt, aber sich wie eine Schmusedecke ganz unterschwellig einschmeichelt. Die gesamte Kurzweiligkeit des Albums tritt erst zu Tage, wenn man der verstrichenen Zeit gewahr wird. „Home Again“ ist ein Album, das ohne große Höhepunkte auskommt, aber zu jedem Zeitpunkt Spannung zu erzeugen weiß. Sehr gefühlvoll arrangiert folgt die Musik immer Kiwanukas ungemein einschmeichelndem Gesang, der nie Gefahr läuft ins Schnulzige oder Weinerliche abzudriften.
In diesem recht klassischen Genre hat sich Kiwanuka wohl viel von den großen Musikern der Sechziger und Siebziger Jahre wie Marvin Gaye, Bill Withers oder Terry Callier abgeschaut, die schon damals einen vergleichbaren Sound erzeugten. Doch der gebürtige Londoner mit ugandischen Vorfahren schafft es diese zeitlose Musik einfach zu spielen, ohne dabei wie eine Kopie zu wirken oder in irgendwelchen Posen zu versinken. Im Gegenteil: „Home Again“ kommt in jeder Sekunde ungemein authentisch daher und erfreulich ist in diesem Zusammenhang auch der Sound des Albums, der zum Glück nie versucht so etwas wie eine ‚Retro-Stimmung‘ aufkommen zu lassen.
Mit dieser kammermusikalischen Schlichtheit und der Reduktion auf das Wesentliche scheint Kiwanuka voll im Trend zu liegen. Nicht umsonst wurde er beispielsweise von Adele ins Vorprogramm genommen und gilt für einige Kritiker bereits jetzt schon als der Newcomer dieses noch recht jungen Jahres. Selbst gerade einmal 25 Jahre wird von Kiwanuka sicherlich auch stilistisch noch einiges zu erwarten sein, sollte er der Mehrfachverwertungsstrategie der Musikindustrie widerstehen können. Doch scheint dieser Mann aus London eine Person zu sein, die vor Allem sich selbst immer treu bleiben will. Das postuliert er nicht zuletzt auch durch dieses extreme Ruhe ausstrahlende und wunderbar dahinfließende Album.
„Home Again“ ist am 9. März 2012 bei Polydor erschienen.
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