Hörenswert: Miss Li – „Beats & Bruises“
Nicht nur die Songs, auch das Artwork der neuen Platte von Miss Li, „Beats & Bruises“ wird immer dunkler. Auf ihrem 5. Studioalbum vereint die Schwedin erneut selbstkritische und düstere Lyrics mit fröhlicher und beschwingter Popmusik und nähert sich tanzend menschlichen Abgründen. Und wenn dabei so ein Album herauskommt, wünscht man sich, sie würde noch etwas länger auf der dunklen Seite stehen bleiben.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 26.08.11 ab 14:08 Uhr, Wh am Donnerstag, 01.09.11 ab 00:00 Uhr.
Die Geschichte des Fräulein Li ist in Schweden gar nicht unbekannt. Denn wie könnte es auch anders sein, kommt Miss Li (eigentlich Linda Carlsson) aus Schweden, genauer gesagt aus Borlänge. Da wundert es keinen mehr, dass man beim Hören sich irgendwie an Mando Diao erinnert fühlt.
Aber zurück ins Jahr 2006. Miss Li debütiert im November mit „Late Night Heartbroken Blues“, 2007 folgen gleich noch drei Silberlinge. Gleichzeitig arbeitet sie mit Lars Winnerbäck, seines Zeichens einer von Schwedens besten Singer/Songwriter und reist um die Welt, bis 2009 das Album „Dancing the Whole Way Home“ erscheint. Fleißig ist sie also auch.
Was aber schon immer, und auf „Beats & Bruises“ wohl am meisten besticht, ist die Kombination von Miss Lis zuckersüßer Stimme und den Songs über Schmerz, Tod und Einsamkeit. Und dabei reicht die musikalische Vielfalt von Rockabilly über Jazz, Blues, Dark Cabaret bis zu Electronic, auch Funk schleicht sich hier und da ein. Miss Li singt moderne Chansons über häuslicher Gewalt, Postfeminismus und Herzschmerz – aber nicht über den bösen, grausigen, sondern über den, bei dem man gerne mitleidet. Und wenn man sich den Track „You Could Have It So Much Better (Without Me)“ anhört und Miss Li singt voller Freude über ihre Fehler, merkt man, dass es sich hier um Popmusik mit Spaßfaktor handelt, aber in ausgesprochen reifer Form. Denn nach einer längeren Krankheit ist Miss Li mit Burlesken, Chansons und Vintage-Rock zurück und klingt mit ihren 29 Jahren bereits wie ein Mädchen, das erwachsen geworden ist und das nichts mehr überraschen kann.
Melancholie trifft Spaß, der Alltag trifft auf Fragen nach dem Sinn, verpackt in Musik, die wieder von den 50er Jahren träumen lässt. Und es ist faszinierend, dass die so zarte Stimme Miss Lis der Kraft und der Resonanz einer Beth Ditto nahekommt.
„Aufgeweckte Jungs werden mit Ritalin besänftigt, anstrengende Mädchen mit Musik beschäftigt. Vielleicht kommen daher all die jungen, überspannten aber reizenden Sängerinnen.“ (www.welt.de)
„Beats & Bruises“ von Miss Li ist am 22. Juli bei Devilduck / Indigo erschienen.
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