Hörenswert: Next Stop Soweto – „Zulu Rock, Afro-Disco & Mbaqanga“
Das wunderbare Label Strut aus London entführt uns mit dieser exzellenten Kompilation in das Südafrika der Jahre 1975 bis 1985.
Trotz des Apartheit-Regimes, das in dieser Zeit gewütet hat, schafften es die hier versammelten Interpreten Spielarten des Rock, Soul und Funk zu kreieren, die für dieses Land und dessen zukünftige musikalische Ausrichtung absolut stilprägend waren. Ein abwechslungs- und äußerst facettenreiches Sammelsurium südafrikanischer Rockmusik.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 27.03.15 ab 14:08 Uhr, Wh am Donnerstag, 02.04.15 ab 00:00 Uhr.
Dank der musikethnologischen Ausgrabungsleistung des Labels sind hier einige Perlen der afrikanischen Musik wieder veröffentlicht, von denen vielleicht nicht einmal die Interpreten selbst gewusst haben, dass sie noch existieren. Wie unglaublich produktiv diese Zeiten gewesen sein müssen wird deutlich daran, dass es sich bei dieser Zusammenstellung bereits um die vierte in dieser Serie handelt. Auch die Klangqualität ist unglaublich, denn der Laie fragt sich natürlich zu Recht, wo und mit welchem Equipment diese Bands ihre Musik eingespielt haben. Ganz zu schweigen von den unermesslichen Schwierigkeiten als Künstler in dieser Zeit sein Ziel zu verfolgen und davon zu leben, wenn das Überleben schon nicht gesichert war.
Nichts desto trotz (oder vielleicht gerade deswegen) scheint es sich um eine hyperaktive und vor Kreativität schier überschäumende Szene gehandelt zu haben. Eventuell ist daher eine der besten Nummern dieser Kompilation, die von der Gruppe The Drive kommt, auch mit „Ain’t Sittin’ Down Doin’ Nothing“ betitelt. Hierbei handelt es sich um eine instrumentale Rare-Groove Nummer, die sehr ‚deep‘ mit fantastischen Soli völlig zeitlos daher kommt und ohne weiteres auch aus der Feder von Herbie Hancocks Headhunters stammen könnte. Diese Nummer ist in ihrer geografischen Unfassbarkeit die Ausnahme auf „Next Stop Soweto 4“. Allen anderen 13Nummern ist trotz ihres rockigen Gewands eindeutig der südafrikanische Hintergrund, ob der rhythmischen Struktur und der vokalen Performance, anzuhören.
Auch wenn die Musik aus Südafrika, die nach dieser Phase kam, völlig anders klingt, ebnete dieser Sound der ‚Townships‘ den Weg für viele andere inzwischen weltweit berühmte Interpreten, wie den Mahotella Queens, Hugh Masekela oder Ladysmith Black Mambazo, da gerade dieser ‚Crossover-Charakter‘ im Westen viel Beachtung fand.
Die Leistung des Strut-Labels mit seinen außerordentlichen Ausgrabungsleistungen und dem Bemühen, fantastische Musiker wie beispielsweise Mulatu Astatke zu mehr Aufsehen zu verhelfen, kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Letzterer ist nun glücklicherweise gern gesehener und gut bezahlter Gast bei Weltmusik-Festivals, auch in Österreich. Mit Spannung kann verfolgt werden, welchen Schatz dieses Label als nächstes ans Licht bringt.
Das Album ist am 20. März 2015 auf Strut erschienen.
Tracklist:
Kabasa – Unga Pfula A Chi Pfalo
Elias Maluleke – Khombo Ranga
The Actions – Kokro-Ko (Hide and Seek)
Almon Memela – The Things We Do In Soweto
Marumo – Khomo Tsaka Deile Kae?
T.Y. Boys – Lekopokopo Single Moqashoa
Saitana – 1,2,3
The Movers – Soweto Disco
Abafana Bama Soul – Masisizwane
Xoliso – Manano
Damara – Mmamakhabtha
Margaret Singane – Ubukhwele
Harari – Give
Isaac – Get Down
The Drive – Ain’t Sittin’ Down Doin’ Nothing
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