Hörenswert: Novalima – „Ch’usay“
Im Jahre 2012 schafften es Novalima mit „Karimba“ erstmals zum RF-Album der Woche. Und auch Sechs Jahre später arbeiten die vier Kreativköpfe der Gruppe immer noch daran, der altehrwürdigen traditionellen afro-peruanischen Musik ein cooles zeitgemäßes Gewand zu verleihen. Logisch, dass sie dieser Anspruch eher an Studioregler, Rechner und Handy führt, als in die atemberaubenden Hochebenen der Anden.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 23.11.18 ab 14:08 Uhr, Wiederholung am Donnerstag, 29.11.18 ab 00:00 Uhr.
So wie Susana Baca, dem Aushängeschild der peruanischen Volksmusik lieben auch Novalima die Tradition und ihr Heimatland. Doch dann hören die Gemeinsamkeiten schon auf. Während Baca gern als ‚Tochter der Andern‘ vermarktet wird, sind Novalima hörbar Söhne der Clubkultur und sicher in einem Mercedes besser aufgehoben, als auf einem Lama. Angefangen haben alle vier als DJs und bei dieser Arbeit anscheinend gelernt was es musikalisch braucht, um Menschen auf die Tanzfläche zu bringen.
Novalima feiern gerade ihr fünfzehnjähriges Bestehen, was wirklich nicht erwähnenswert wäre, wenn diese Zahl nicht auch für die Konstanz stehen würde, mit der die vier hochmusikalischen Studiotechnuke ihren ganz eigenen Ansatz verfolgen würden. Und in all den Jahren haben Novalima ihren Fokus nie verloren. Dieser liegt in aller Konsequenz immer noch darauf Elektronik mit afro-peruanischer Musik zu verbinden.
Dass man es hier mit einer in den Jahren (zusammen)gewachsenen Formation mit viel Erfahrung zu tun hat ist auch auf „Ch’usay“ gut zu hören. Die acht Nummern des Albums, die zusammen gerade Mal gut eine halbe Stunde zusammenbringen, zeichnen sich durch klare Strukturen und einer Präzision aus, die sehr sachlich wirkt und völlig ohne aufgeblasenes Gedöns auskommt. Zudem Trocken und ohne Pathos vorgetragen strahlt die Musik dabei paradoxerweise trotzdem eine ungeheuer Tiefgründigkeit und Emotionalität aus, die für eine Elektronikproduktion außergewöhnlich ist. Im Vergleich zu „Karimba“ ist „Ch’usay“ weniger technoid, ohne dabei an Clubtauglichkeit zu verlieren. Es wird halt auf der Tanzfläche etwas entspannter zugehen, was ja grundsätzlich nichts Schlechtes ist.
Mit sensationellem Feingefühl entwerfen Novalima dabei ein ganz feingliedriges Geflecht aus Elektronik, dass aber genialer Weise die wunderbar groovende Grundstimmung der afro-peruanischen Musik in den Vordergrund stellt und nicht mit synthetischen Klängen erschlägt. Fast alle Nummern sind dabei sehr transparent, recht schlicht und luftig gehalten, was viel Raum für die Studiogäste lässt, insbesondere der genialen Sängerin Sylvia Falcon, dem Quechua-Rapper Liberato Kani und dem aus Kolumbien stammende Marimbavirtuose Esteban Copete. Mit „Ch’usay“ liefern Novalima erneut ein grandioses Album ab und werden zweifelsohne ihrem Namen auch dieses Mal gerecht.
Das Album ist am 14. September 2018 auf Wonderwheel Recordings erschienen.
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