Hörenswert: Samba Touré – „Wande“
Die Musik dieses Malischen Gitarristen ist auf das Wesentliche reduziert. In aller Schlichtheit erzeugt Touré mit nur wenigen Tönen unglaublich viel Atmosphäre und nutzt so ein Stilmittel, das mit dem Blues als solchesuntrennbar verbunden ist. Zwar besitzt Musik an sich keineswegs die Kraft eines universellen Verständigungsmediums. Doch nach Ali Farka beweist nun Samba Touré erneut, welche Wirkung der sogenannte ‚Desert-Blues‘ erzielen kann, der auf emotionaler Ebene sehr wohl interkulturell agiert.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 14.06.18 ab 14:08 Uhr, Wiederholung am Donnerstag, 14.06.18 ab 00:00 Uhr.
Schnell lässt sich hier das passende Genre finden. ‚Desert-Blues’, eindeutig. Die Musik der Tuareg; sehr bluesig, elektrisch, mal ungemein atmosphärisch, aber oft auch treibend und energetisch. Eben jener Ali Farka Touré, Tinariwen und das ‚Festival au Desert‘ haben diesen Stil inzwischen auf der ganzen Welt berühmt gemacht. Viele Gitarristen, darunter auch einige Berühmtheiten, machten sich auf, um diese Art des Spiels zu studieren.
Aber am besten ist es wohl, wenn man sich dem achten Album von Samba Touré ganz unvoreingenommen nähert und diese schlichten, teilweise sehr meditativen Lieder, die drei Viertel des Albums füllen, einfach auf sich wirken lässt und den Bildern, die diese Musik erzeugt, nachhängt. Denn auch wenn die Schublade schon auf ist: Samba Touré klingt weder nach Ali Farka (mit dem er aller Wahrscheinlichkeit NICHT verwandt ist) und auch nicht so richtig nach Tinariwen, sondern eben nach sich selbst. Das machen vor allem die wenigen Uptempo-Nummern wie zum Beispiel „Yerfara“ deutlich, die noch am ehesten nach klassischem westlichen Blues klingen und doch etwas reizvoll Fremdes in sich tragen. Der Blues wird hier nicht erneuert. Vielmehr ist es eine völlig andere Spielart dieses ältesten Genres der neuzeitlichen Popularmusik, eine ganz eigene, kulturspezifische Auslegung.
Samba Touré – wohltuende Entschleunigung
Zum Teil vermittelt „Wande“ einen völlig zeitfreien Eindruck, als ob diese Musik schon immer da gewesen wäre. Und obwohl es keiner der Nummern an Kraft fehlt, übt das ganze Album eine gleich spürbare, ungemein wohltuende entschleunigende Wirkung aus, die völlig diametral zu unserer zu Hektik und Stress neigenden, digital geprägten Gesellschaft steht.
Egal, wie weit Mali geografisch und kulturell weg sein mag; auch egal, worum es in diesen Liedern gehen mag : Was die Musik von Samba Touré auszeichnet ist ihre emotionale Wandlungsfähigkeit, die jegliche normierte Bedeutungszuweisung nebensächlich macht. Sie funktioniert einfach.
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