Hörenswert: Songhoy Blues – “Heritage”

Musik aus Mali ist in unseren Breitengraden wohl eng mit dem Namen ‘Ali Farka Touré‘ verbunden, der mit seiner Spielart des sogenannten ‘Desert Blues’ Weltberühmtheit erlangte.
Songhoy Blues gelten als legitime Nachfolger des Volkshelden, der im Rolling Stone Magazin unter die besten einhundert Gitarristen aller Zeiten gewählt wurde. Das vierte Studioalbum von Songhoy Blues klingt ungewohnt akustisch, doch genauso kraftvoll und ausdrucksstark wie ihre bisherigen Veröffentlichungen.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 28.02.2025 ab 14:08 Uhr, Wiederholung am Donnerstag, 06.03.25 ab 00:00 Uhr.
Es war das Jahr 1987, als Ali Farka Touré sein erstes Album mit gleichem Namen veröffentlichte und die Welt auf diese Art, den Blues zu spielen, aufmerksam wurde. Er beeinflusste eine Vielzahl von Gitarristen diverser Kontinente und Stilrichtungen und ebnete so auch den Weg für jede Menge anderer Bands und Künstler aus dieser Region, wie Afel Bocoum, Tinariwen, Mdou Moctar oder Bombino. Das Festival au désert, das 2001 erstmals von Manny Ansar, dem Manager von Tinariwen ins Leben gerufen wurde, gilt heute noch als Mekka des Desert Blues, das der Region einen enorm wichtigen (Musik-) Tourismus-Schub verpasste. Auch der fast legendäre Produzent des Labels World Circuit, Nick Gould, spielt in diesem Zusammenhang eine nicht zu unterschätzende Rolle.
Songhoy Blues gelten als legitime Nachfolger von Ali Farka Touré, der leider mit nur 66 Jahren an Knochenkrebs verstarb. Das Trio, dessen Mitglieder nicht nur allesamt den Nachnamen mit Ali Farka Touré teilen, gilt nun als die zweite Generation des Mali-Blues. Nicht zuletzt auch, weil Leadgitarrist Garba lange Zeit Schüler von Ali Farka war.

Auf “Heritage” greifen die drei Tourés nun zu den akustischen Gitarren, was so manchem westlichen Hörer immer noch als das natürliche musikalische Habitat eines afrikanischen Musikers erscheinen mag. Doch diese eurozentristische Sichtweise ist hier nicht ganz angebracht, wenn einem die explosiv-rockigen Sounds von Tinariwen oder Mdou Moctar auf der elektrischen Gitarre bekannt sind, die eher an Jimi Hendrix erinnern.
Nach Corona mit bedingter Tourpause scheinen Songhoy Blues nun einen Moment zum Innehalten und der Reflexion gefunden zu haben. Zusammen mit vielen Freunden wie Rokia Koné, Afel Bocoum oder dem Balafon-Virtuosen Neba Solo, spielen sich Songhoy Blues in einen Rausch, der trotz aller Gelassenheit und innerer Ruhe nichts an der ursprünglichen Wildheit und Ausdrucksstärke der Vorgängeralben vermissen lässt.
Und auch, wenn diese Spielart des Blues aus der Wüste mit US-Blues so viel gemeinsam hat wie vielleicht Free-Jazz mit Zeitgenössischer Klassik, ist der Anziehungsfaktor doch so stark, dass er es immer wieder schafft, uns Bilder in den Kopf zu zaubern und Emotionen zu erwecken, die uns von Bamako und dem Niger träumen lassen.
“Heritage” ist am 17. Januar 2025 auf Transgressive erschienen.
Lass' uns einen Kommentar da