Hörenswert: Shabazz Palaces – “Robed in Rareness”
In Form dieses hoch kreativen Hip-Hop-Projekts aus Seattle meldet sich die ‘Old School’ wortgewaltig zurück.
Hinter Shabazz Palaces verbirgt sich nämlich mit Ishmael Butler einer der Hauptvertreter der Native-Tongues-Bewegung, die in den späten 80ern den Hip-Hop revolutionierte. “Robed in Rareness” ist ein wunderschön verträumtes Old-School-Album mit intelligenten Texten und genial groovender Musik, die aus mehr als nur Drum&Bass besteht.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 17.05.24 ab 14:08 Uhr, Wiederholung am Donnerstag, 23.05.24 ab 00:00 Uhr.
Wir schrieben das Jahr 1987, als sich die inzwischen legendäre Hip-Hop-Gruppe Digable Planets formierte. An der Seite von Mariana „Ladybug Mecca“ Vieira und Craig „Doodlebug“ Irving war Ishmael Butler damals unter dem Pseudonym Butterfly unterwegs. Vielleicht war das 1993 erschienene Album ‘Reachin‘ (A New Refutation of Time and Space)’ nicht das beste der noch so jungen Native-Tongues-Bewegung, aber es war ein Statement.
Zusammen mit De La Soul, den Jungle Brothers, Monie Love und A Tribe Called Quest revolutionieren diese Pioniere den Hip-Hop. Das galt sowohl für die Lyrics als auch für die musikalische Sprache: Waren vorher die zentralen Themen in der von männerdominierten Szene Drogen, Frauen, das Leben im Ghetto und das Prahlen mit dem Gangstertum, thematisierte die Native-Tongues-Bewegung nun Umweltschutz, Afrozentrismus und eine generell positive Lebenseinstellung mit Texten, die auch intellektuelle ansprachen.
Raffinierte Samples aus der gesamten Geschichte der Schwarzen Musik ersetzen nun die Grundidee der ‘2 Turntables and a Microphone’. Dieser Ansatz spiegelte sich natürlich auch im Erscheinungsbild der Rapper wieder, die ohne Trainingsanzüge und Goldketten auskamen. So kann Hip-Hop also auch sein. So raffiniert. So verspielt. So freundlich. Und so intelligent.
Von Grandmaster Flash bis zu Olexesh ist es ein weiter Weg
Inzwischen erlebt der Hip-Hop eine Transformation, wie kaum ein anderes Genre, denn von Grandmaster Flash bis zu Olexesh ist es ein weiter Weg. Nachdem dieses Genre von der Musikindustrie lange genug am Nasenring durch die Manege der Märkte gezogen worden ist und alles Raue wegkommerzialisiert wurde, ist fast nichts mehr übrig geblieben von der einstigen Subkultur.
So viel zur Historie. “Robed in Rareness” ist ein Old-School-Album im besten Sinne: Raffinierte Beats, jazzige Samples, Afro-futuristische Texte und viele kleine Spielereien. Allerdings wagt Ishmael Butler auch den Sprung in die Gegenwart. Denn die EP klingt alles andere als veraltet. Mit zahlreichen recht unbekannten Gastrappern aus dem Untergrund entfaltet Butler auf den sieben Miniaturen erstaunlich dreidimensionale Klangwolken mit futuristischem Impetus.
Wer bei Shabazz Palaces an eine Formation denkt, der liegt aber völlig falsch. denn auch wenn auch Multiinstrumentalist Tendai „Baba“ Maraire (Sohn des Mbira-Meisters Dumisani Maraire) hier maßgeblich seine Finger mit im Spiel hatte, ist “Robed in Rareness” doch eher als Soloprojekt von Butler zu bezeichnen.
“Robed in Rareness” ist zusammen mit der EP “Exotic Birds of Prey” am 29. märz 2024 auf Sub Pop erschienen.
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