Hörenswert: Shake Stew – „Rise and Rise Again”
Tolle Kompositionen, verschachtelte Grooves, kristallklare Arrangements, brillante Solisten.
Die Wiener Jazzformation Shake Stew liefert mit „Rise and Rise Again” ein enorm reif klingendes Album ab, das mit seiner klaren Linienführung und Stilsicherheit sofort zu überzeugen weiss. Auch technisch auf einem sehr hohen Level agierend kreiert Shake Stew ein raffiniertes, manchmal fast schon zu perfekt klingendes akustisches Hochglanzprodukt, das jedem Jazzaffinen nur gefallen kann.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 27.04.18 ab 14:08 Uhr, Wiederholung am Donnerstag, 03.05.18 ab 00:00 Uhr.
Zu lesen ist, dass Shake Stew das komplette Album in 4, ja in nur vier Stunden komplett eingespielt hat:
„Wir waren um zwölf dort, um 17 Uhr spielbereit und um 21 Uhr war das Album quasi fertig“
‚Ah ja‘, kann man sich da wohl nur denken‚ so macht das also die nächste Generation der Jazzmusiker‘. Ok. Man kennt die Geschichten von Jazzlegenden wie Miles Davis, die Alben auch an einem einzigen Nachmittag eingespielt haben. Immer ‚First Take‘ sozusagen. Doch es bleibt ein ungläubiges Staunen darüber übrig, wie diese ausgeklügelte Musik von Lukas Kranzelbinder (Jahrgang 1988), die durchaus einen perfektionistischen Anspruch besitzt, in so kurzer Zeit eingespielt werden konnte. Da gehört wohl ein unglaubliches Maß an Zielstrebigkeit, Disziplin und Nervenstäke, vor allem aber Können dazu. Vielleicht liegt es ja auch an dieser unglaublich kurzen Studiozeit, dass „Rise and Rise Again” wie aus einem Guss klingt. Die 43 Minuten Laufzeit des Albums vergehen wie im Flug. Es gibt keine großen Brüche oder überraschende Wendungen.
Mit zwei Bässen und zwei Schlagzeugern legen Shake Stew den Fokus auf die Rhythmus-Sektion. Diese präsentiert sich mal richtig fett und verwoben, mal aber auch sehr feingliedrig und dynamisch. Wie so oft bei Bands, die Bass und Schlagzeug doppelt besetzt haben, verleiht es auch der Musik von Shake Stew eine machtvolle Kraft, die auf einer komplexen Ebene unglaublich energetisch anschieben kann. Shake Stew nutzten diese gekonnt, um die drei Bläser durch die Kompositionen zu steuern und die Solisten zu befeuern. Mehr und mehr erweisen sich Shake Stew als wahre Alleskönner: Ob tonmalerisch gepflegte Kammermusik, freie Improvisation oder feingliedrig treibende Grooves. Das Septett brilliert einfach in jedem Bereich mit beeindruckender Stilsicherheit. Auf zwei Nummern des Albums spielt der Londoner Starsaxofonist Shabaka Hutchings als Gastmusiker mit und es klingt, als ob er schon immer dabei gewesen wäre.
Shake Stew: Fehlerlos wird hier auf einem ganz hohen Niveau gespielt
Somit kann man nur den Hut ziehen. Was Shake Stew da spielt, ist wirklich Weltklasse. Fehlerlos und mit hoher Präzision wird hier auf einem ganz hohen Niveau gespielt. Trotz der expressiven Ausbrüche und des freien Spiels strahlt „Rise and Rise Again” aber eine Klarheit und eine Ordnung aus, die man mögen muss.
Das Album ist am 20. April 2018 auf Traumton erschienen.
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