Hörenswert: Sinkane – „Mean Love“
Mit spielerischer Leichtigkeit und einer gehörigen Prise Mainstream mischt der aus dem Sudan stammende New Yorker Ahmed Abdullahi Gallab aka Sinkane Reggae, Funk, R&B, Afrobeat und sogar Country zu einem poppig anmutenden Etwas, das sich wie eine Schmusedecke an uns ran kuschelt.
Letztendlich lässt die Musik sich aber geografisch nicht recht verorten und scheint sich in verschiedenen Welten zu verlieren. Und gerade das ist das brillante an „Mean Love“. Ein Album für Menschen, die die Welt mit musikalischem Weitwinkel betrachten.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 29.08.14 ab 14:08 Uhr, Wh am Donnerstag, 04.09.14 ab 00:00 Uhr.
Aber auch nicht nur diesen Menschen, denn „Mean Love“ besticht auch durch seine musikalische Eingängigkeit. Sinkane hat dabei eine wirklich hervorragende Band an der Hand, die von Hochkarätern wie Money Mark, David Byrne und sogar Damon Albarn ergänzt wird. Diese führt Sinkane ganz einfühlsam durch eine musikalische Wundertüte, die trotz aller Vielfältigkeit sehr souligen Charakter besitzt. Sinkane selbst bezeichnet seine Musik daher auch als „Sudan Soul“, obwohl sich das westlich geprägte Individuum darunter sicher etwas Anderes vorstellen würde.
Denn beispielsweise der Song „Galley Boys“mit seinen Slideguitar-Einlagen weckt wohl eher Bilder von Cowboys in weiten Prärielandschaften, als Nordost-Afrikanische Assoziationen. Ähnlich verhält es sich mit dem Schlusstitel des Albums „How We Be“ mit seiner rauen Funk-Attitude, der auch prima als Hip-Hop Nummer funktionieren würde. Die dem Album seinen Titel gebende Nummer „Mean Love“ ist dann wirklich lupenreiner R&B. Songs mit typischen Afrobeat-Charakter sind hier eher die Ausnahme. Am ehesten entspricht vielleicht noch „Yacha“ diesem Clischee. Ob dieser Vielfalt ist es wohl auch nicht weiter verwunderlich, wenn der Multiinstrumentalist in den unterschiedlichsten Bands erste Live-Erfahrung sammelte und Sinkane mit gleicher Begeisterung zu Indie-Rock Projekten oder Elektronik-Acts trommelte.
„Mean Love“ ist Sinkanes viertes Studioalbum. Waren die Vorgängeralben noch recht wenigen bekannt erhielt „Mean Love“ wesentlich mehr Aufmerksamkeit und wurde auch von der Presse durchgehend wohlwollend rezensiert. Allerdings fehlen dem Album trotz aller vordergründiger Schönheit etwas die Ecken und Kanten. Wer es rauer und nicht ganz so poppig mag, sollte sich daher vielleicht lieber an das 2012 erschienene Album „Mars“ halten, das insgesamt noch wesentlich wilder und auch polyrythmischer daher kommt.
Neben den guten Rezensionen hat sich Sinkane samt Band auch den Ruf eines ausgezeichneten Live-Musikers erarbeitet, der es versteht sein Auditorium mit sehr energetischen Einlagen zu verzaubern. Sollte Sinkane nicht in diesen Regionen Touren, bleibt uns nur zu hoffen, dass demnächst vielleicht ein Live-Album erscheinen wird.
Das Album ist am 29. August 2014 auf City Slang erschienen.
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