Hörenswert: Tindersticks – „Falling Down A Mountain“
Stilvollendete Melancholie.
An der Grundausrichtung der Tindersticks hat sich nicht viel geändert. Die britische Band macht es sich nach wie vor in ihrem leicht depressiven Gemütszustand bequem. Und doch ist alles anders.
Denn auf ihrem aktuellen Album finden sich einige neue Komponenten und auch durchaus fröhliche Augenblicke. Das macht „Falling Down A Mountain“ zu dem bisher musikalisch stärksten Album der Tindersticks.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 02.04.2010 ab 14:08 Uhr, Wh am Donnerstag, 08.04.10 ab 00:00 Uhr.
„Falling Down A Mountain“ ist längst nicht so textlastig, wie es noch der Vorgänger „The Hungry Saw“ gewesen ist. Vielmehr scheint auf „Falling Down A Mountain“ ein angenehmes Gleichgewicht zwischen Text und Musik vorzuherrschen.
Bereits der Opener des Albums Falling Down A Mountain wird selbst Tinderstick-Fans aufgrund seines jazzig-groovigen und für ihre Verhältnisse sogar beschwingten Ausdrucks überraschen. Der Gesangspart besteht lediglich aus einem monotonen Dahingebrumme von einzelnen Textfetzen.
Auf ein Mal kommen für die Tindersticks ganz ungewohnte Klangfarben zum Einsatz: Da trifft Tamburin auf einen monotonen Basslauf, der immer wieder von Trompetenklängen aus seiner Ruhe gerissen wird. Diese Wandlung ist schon erstaunlich, denn auf allen sieben regulären Studioalben der Tindersticks spielte bisher das gesungene Wort die zentrale Rolle. „Falling Down A Mountain“ verströmt dadurch eine merkwürdige melancholische Leichtigkeit. Sänger Stuart A. Staples nimmt hier folglich wesentlich weniger musikalischen Raum ein als sonst. Allerdings erscheint diese Beschneidung von Staples Part auch eine entlastende Komponente zu haben. So erlangen die Instrumentalparts wesentlich mehr Gewicht und führen zu musikalischen Alternativen, was sich im Gesamtsound äußerst angenehm bemerkbar macht.
Neben dem Album-Titelsong stellt sich mit „Peanuts“ ein weiteres Highlight von „Falling Down A Mountain“ ein. Staples singt hier ein Duett mit der kanadischen Sängerin Mary Margaret O’Hara, die bereits mit Morrissey, R. E. M. und Tom Waits zusammen gearbeitet hat. Aufgrund O’Haras ausdrucksstarker Stimme hätte sich Staples keine bessere Partnerin suchen können.
Die Ausgewogenheit der einzelnen Elemente machen „Falling Down A Mountain“ zu einem extrem schlüssigen Album. Vielleicht liegt es ja auch an der schönen französischen Landschaft rund um Limousin, in der sich Staples nun samt Familie niedergelassen hat. Jedenfalls klangen die Tindersticks noch nie so unbeschwert wie auf „Falling Down A Mountain“. Natürlich nicht, ohne dabei die allem anhaftende Bitternis dieser Welt verleugnen zu wollen.
Das Album ist am 22.01.2010 bei 4AD erschienen.
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