Hörenswert: Tinpan Orange – „Love is a Dog“
D’Liab is a Hund.
Das wissen auch die Indiefolker von Tinpan Orange und widmen dieser Tatsache ihr aktuelles Album. „Love is a Dog“ sind Erzählungen von Eskapaden, Bereuen, Zusammenbruch und Aufbruch, aber in letzter Konsequenz von dem leeren Platz, der danach zurückbleibt. Was man jetzt mit soviel free space anstellen kann. Und wie man dies am schönsten erzählt.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 28.10.16 ab 14:08 Uhr, Wiederholung am Donnerstag, 03.11.16 ab 00:00 Uhr.
Tinpan Orange sind Emily Lubitz, ihr Bruder Jesse und Alex Burkoy. Seit dem ersten Album „Aroona Palace“ sind inzwischen über 10 Jahre vergangen, und nachdem Australien einfach verdammt weit weg ist verwundert es kaum, dass sich hierzulande noch wenig Aufregung manifestiert, wenn es heißt, Tinpan Orange kommen auf Tour (!!).
In der Melbourner Metro ist die Stimme der Lubitz bereits schon länger bekannt, sie hat 2012 der weltbekannten Sicherheitskampagne der Metro „Dumb Ways To Die“ ihre Stimme geliehen und beglückte bis heute knapp 140 Millionen Menschen auditiv, somit besteht immerhin die Chance, dass die zarte und fragile Folkmanier der Band auch schon mal den Weg in deine Gehörgänge fand.
„Love is a Dog“ also. Ein Album der vertonten Liebe in ihren vielfältigen Wegen und Manifestationen, von Überlegungen und Unsicherheiten, Verlangen und Rückweisungen, dem Entwachsen und Weiterziehen. Musik für den Morgen, wenn das, was erst in der Dunkelheit der Nacht erstarkt, im Licht verloren geht. Schmerzhafte Romantik, die sich auflöst in Nebel und entschwindet, keine Spuren hinterlassend und irgendwann wird alles vergessen sein.
Dass die Liebe sich zeitweise verhält wie ein patscherter Welpe, wie eine hinterhältige Hyäne oder gewaltsam wie Wölfe zeichnet wunderbare Analogien, wie vielleicht besonders in der Jetztzeit an Zwischenmenschliches herangegangen wird: Mit großen Erwartungen, mit unendlichen Hoffnungen und der starren Annahme, Liebe wäre die Rettung für alles. Das kann sie sein aber auch den Glücklichsten schlägt sie meist dann und wann mitten ins Gesicht wie in „Lucky One“. Im Endeffekt ist sie das Haustier, das wir uns selbst entscheiden, hereinzulassen.
„Your Diary“ schließt mit dem ab. Die letzten Blitze des Betrugs flammen ein letztes Mal auf, nicht umsonst klingt Lubitz’ Gesang nach you’re dying. Das Album erinnert an First Aid Kits Album „The Lion’s Roar“, ähnliches Sinnieren über emotionalen Gewinn und Verlust, über Krieg und Frieden der Herzen. „Never trust a man in white shoes“ sind die Lehren, die man aus der Liebe zieht, wie auch schon Franz Nicolay warnte: „Never trust a man without a horror story“.
Bedauern schwingt mit, wenn nicht, dann hat man nichts gelernt. Und das wissen auch Tinpan Orange, Klarheit erscheint nach dem Ausbruch der Gefühle, manche davon notwenig, manche hinreichend, manche schlecht, manche gut.
Und das ausgerechnet bei der größten Irrationalität, genannt Liebe.
“You, my darling one / Will fall over and over again in the night time / Will fall over and over again, you don’t see it right”
Passend zur heutigen Veröffentlichung: Tinpan Orange starten ihre Europatour, gemeinsam mit ihren australischen Freunden von The Cat Empire.
Das scheint ganz schön großartig zu werden.
„Love is a Dog“ von Tinpan Orange ist am 28. Oktober (Europa) bei popup records erschienen.
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