Hörenswert: Woven Hand – „The Laughing Stalk“
Das Genre ‚Alternative Country’ reicht zur Beschreibung von Woven Hand beinahe nicht mehr aus. Ihr neues Album „The Laughing Stalk“ vereint Country mit Düsternis, Segen mit Fluch und Musik als Medizin mit der Apokalypse.
Woven Hand zelebriert eindringlich und groß, so dass die Intensität es Aufschreis in keiner Sekunde zu leiden hat.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 07.09.12 ab 14:08 Uhr, Wiederholung am Donnerstag, 13.09.12 ab 00:00 Uhr
Bei jedem neuen Woven Hand-Album werden hohe Erwartungen gestellt – selten bis nie bleibt das Resultat dahinter zurück. Die Band rund um Mastermind und Spirit David Eugene Edwards> hat auch nach über 10 Jahren, 6 vorhergegangenen Alben und einigen Besetzungswechseln nichts von ihrer Kraft und ihrer Magie verloren.
Ursprünglich entstanden ist Woven Hand aus Edwards Band 16 Horsepower, die Ende der 90er Jahre den Boom des Alternative Country ausklingen ließen – nicht ohne Aufsehen: Mit ihren düsteren Sounds und religiösen Texten polarisierten und provozierten sie. Passt doch, Edwards als Prediger mit Musik statt Bibel, als Medizinmann mit unglaublicher Bühnenpräsenz statt Regentanz. Die Musik von Woven Hand sind Geschichten, traumwandlerische und schattentanzende Geister der Geschichte und der Zukunft – Musik, der man zuhört. Bezeichnend ist auch Edwards individuelle (Ton)Sprache, die es schwer macht, die Musik von Woven Hand zu kategorisieren. Ethno-Rock, Gothic-Folk oder Alternative-Americana – man weiß es nicht. Spielt aber eigentlich auch keine Rolle, die besten Dinge im Leben haben keinen Definitionsbedarf.
Schon der Opener „Long Horn“ schießt Bilder der Prärie (oder der Hölle?) in unsern Kopf, ‚Hugh’-Rufe und Drums wie Büffelherden tun ihr übriges: Sie fesseln den Zuhörer in seine eigene Gedanken. Und auch wenn man es mit Spiritualität nicht so hat: Das Album lässt einen seine eigene entwickeln. Da passt es auch, wenn das Label über eine “most heavy incarnation” schreibt. Denn neu ist, dass die Intensität und Wucht der Liveauftritte Woven Hands so gut wie möglich auch im Studio eingefangen wurden. Edwards widmet sich auch härteren Sounds und greift öfter zur E-Gitarre, was dem Album neben seiner sphärischen Stimmung noch einen dreckigen, rockigen Anstrich verleiht. Passend dazu produzierte Edwards den neuen Silberling selbst, mit Hilfe von Alexander Hacke (Bad Seeds, Einstürzende Neubauten), der mit Sicherheit auch etwas zur “heavyness” der Songs beiträgt.
Ohne sich in Floskeln verlieren zu wollen, ist „The Laughing Stalk“ weniger ein Album als ein Ritual, ein Trip durch Flammen und Dunkelheit, durch die Prärie und durch den Limbus. Und verliert trotz kraftvollen Ausbrüchen nicht seine Ruhe. Und bevor wir uns in Momente der Überwältigung verlieren: Lasset uns die Predigt hören, die Magie und Hypnotik, spirituelle Ekstase und kraftvolle Musik, die alles durchdringt und den Anschein erweckt, nie wieder zu enden. Und würde das Ende des Lebens dies doch verlangen, würde Edwards dem Gott des Todes wahrscheinlich nur antworten: Nicht heute.
„The Laughing Stalk“ von Woven Hand ist am 7. September bei Glitterhouse Records erschienen.
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