Hörenswert: Y-Bayani and Baby Naa & their Band of Enlightenment Reason and Love – “Nsie Nsie”
Diese Formation verbindet westafrikanische Musikkultur mit melodiösem Roots-Reggae und wischt so auch etwas Staub von diesem altehrwürdigen Genre. Mit guten Arrangements und Musikern versprühen Y-Bayani einen ansteckend gelassenen Sound, dem Mastermind Max Weissenfeldt eine voll analoge Klanggestalt gegeben hat.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 21.01.22 ab 14:08 Uhr, Wiederholung am Donnerstag, 27.01.22 ab 00:00 Uhr.
Denn es ist der aus Berlin stammende Tausendsassa, der auch dieses Projekt zusammengestellt, produziert, arrangiert und aufgenommen hat. Weissenfeldt lebt und arbeitet inzwischen im südghanaischen Kumasi. Nach zahlreichen musikalischen Expeditionen ins Mutterland entschied sich Weissenfeldt für die Umsiedlung. Equipment, Tonstudio, Kontrollraum, Büro und Sitz seines Labels Philophon finden nun in seiner Gartenvilla platz.
„Meine ganze Villa hier ist nicht mal halb so teuer wie mein altes Studio in Berlin-Kreuzberg“
Ein kurzer Arbeitsweg, entspanntes und entschleunigtes Arbeiten in der eigenen Villa, jede Menge inspiration direkt vor der Tür, komplett analoges Recording…In dieser traumhaft klingenden Umgebung entstehen bereits seit Jahren Weissenfeldts Produktionen, die alle den Geist dieser Idylle in sich zu tragen scheinen. Zeugnis davon legten an dieser Stelle bereits Alogte Oho & His Sounds of Joy und der Sampler„Bitteschön,Philophon!“ ab. Vielleicht ist Weissenfeldt für die westafrikanische Musik das, was Manfred Eicher mit seinem Label ECM für den europäischen Jazz war. Denn ebenso wie Eicher verfolgt Weissenfeldt sehr konsequent seine Ideen von Klang, Produktion und Konzepten.
Auch für Y-Bayani and Baby Naa & their Band of Enlightenment Reason and Love kreiert Weissenfeldt wieder einen analogen Sound, der die afrikanischen Klangkonzepte unterstreicht und natürlich fantastisch zu dieser westafrikanischen Version des Roots-Reggae passt. Aber nicht nur den Sound hat Weissenfeldt zusammen gebastelt. Er entdeckte auch Sänger Y-Bayani, machte aus seinem Song „Rehwe Mi Enyim“ eine Reggae-Nummer und holte auch die Zweitstimme Baby Naa mit ins Ensemble. Innerhalb dieses Reggae Klangerüstes entfaltet sich der westafrikanische Gesang und die Begleitung mit ihren ganz eigenen Akzentuierungen. Das klingt extrem lässig und versprüht ein leicht sehnsüchtig melancholisches Gefühl, was im wunderbaren Kontrast zu dem erdigen Background steht. Somit unterstreicht dieses spannende Album die Arbeit des Masterminds und seine Konzepte. In diesem Zusammenhang spricht Weissenfeldt von ‘Krautlife’:
„Ich möchte in Kumasi die Komplexität des Krautrock mit den Rhythmen des Highlife verbinden.“
“Nsie Nsie” ist zwar ein sehr gelungenes Album mit futuristischen Orgelsounds im 70er Jahre Gewand; aber von dem freien, multikulturellen und improvisatorischen Ansatz des Krautrocks ist hier echt nichts zu hören.
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