Trotzdem Yes zum Leben sagen
Artarium
Sonntag, 15. Oktober um 17:06 Uhr
Dies ist meine sehr persönliche Würdigung der Musik von Yes, die mich seit mehr als 40 Jahren begleitet. Und weil ich in ihrem ausladenden musikalischen Schaffen immer wieder etwas entdecken konnte, das mich angeregt, beschäftigt, inspiriert und weiter gebracht hat, stelle ich euch heute ein paar dieser Kostbarkeiten vor. Von einigen Wendepunkten meines Lebens, die von krisenhafter Infragestellung sowie der Suche nach Sinnhaftigkeit geprägt waren. Deshalb nehme ich im Titel bewusst Bezug auf das legendäre Buch von Viktor Frankl, denn darum geht es ja auch bei der Musik wie bei den Texten der mehr als nur Progressive-Rock-Band Yes: Die Gefährdungen des Lebens nicht zu verleugnen – und dabei zugleich weiterhin auf der Suche nach dem Sinn zu sein.
Justice to the left of you
Justice to the right
Speak when you are spoken to
But don’t pretend you’re right
This life is not for living
It’s for fighting and for wars
No matter what the truth is
Hold on to what is yours
Sunshine shine on
Shine on you
Ein tief eingepflanztes Schuldgefühl, das bei jedem Aufbruch in ein eigenes Leben zu verstehen gibt, niemand würde sich jemals mit einem darüber freuen können, trifft auf die Textzeile: “I’ve seen all good people turn their heads each day so satisfied, I’m on my way.” Die Angst vor dem Alleinsein droht einen endgültig zu verschlingen, plötzlich bemerkt man: “The proud sons and daughters that knew the knowledge of the land spoke to me in sweet accustomed ways.” Und mitten in der umfassendsten Hilf- und Ausweglosigkeit versteht und berührt einen dieses “Hold On” (siehe oben).
Wie kunstvoll und vielschichtig die Arbeit an verstörenden Themen bei gleichzeitigem Hervorholen von sinnstiftenden Perspektiven mit der Zeit werden kann, zeigt sich auf dem genialen “Shoot High, Aim Low”, das zwei Wahrnehmungsebenen miteinander verknüpft: Die Beobachtung des ebenso geheimen wie realen Krieges in Nicaragua und die Gefühlswelt von zwei miteinander in Liebe kommunizierenden Menschen. Dieser Kreis schließt sich in der Liveaufnahme von “And You And I” vom Jazzfestival in Montreux 2003. So könnte man übrigens auch als Rockmusiker in Würde altern …
And you and I climb crossing the shapes of the morning
And you and I reach over the sun for the river
And you and I climb clearer towards the movement
And you and I called over valleys of endless seas
Sendungen zum Nachhören
Vergänglichkeitsbewältigung
Heiliger Bimbam! Das Wort zum Totensonntag, wie er im evangelischen Umfeld heißt. Andächtiges Gedenken an das Lebenswerk der österreichischen Ausnahmeband EAV, die uns viele nicht unwesentliche Betrachtungen abendländischer Geistes(un)kultur hinterlassen hat. Vergänglichkeitsbewältigung ist eine schöne (und sehr lebendige) Wortschöpfung, ganz im Gegensatz zu Vergangenheitsvergewaltigung, wie…
Schöner sterben
Zwischen Allerseelen und Totensonntag, während sich die Natur um uns her in den großen Winterschlaf hüllt, steigt die Ahnung der Endlichkeit aus den Nebeln des Nichtwissenwollens. Und sie macht sich bewusst bemerkbar: Wir werden alle sterben, soviel steht fest. Fragt sich nur, wie … Schon…
Steve Howe – Beginnings
Wir spielen heute das Album “Beginnings” von Steve Howe, das er 1975 nach mehrjährigem Mitwirken bei Yes als sein erstes Soloalbum herausgebracht hat. Und zwar, wie das in unserer Reihe “Das ganze Album” üblich ist, ohne jedwede Unterbrechung. Dabei enthalten wir uns zudem sämtlicher seit…
Radio ist Resonanz
Am Freitag, 13. Oktober 2023 feierte die Radiofabrik ihr 25-jähriges Bestehen im Salzburger Literaturhaus. Einer von mehreren Höhepunkten des Abends war „Spoken Poetry“, welcher bereits in seiner Gesamtheit hier veröffentlicht wurde. Auch wir, das etwas andere Kunnstbiotop, die Perlentaucher oder einfach „Die Hasen“ haben uns…
Die Verwandlung
“Und du meinst, das geht?”, fragte ich. “Wenn wirs probieren.” Michael Köhlmeiers Kater Matou entdeckt seine eigene Verwandlung in einen Leoparden. Sein gesamtes viertes Leben wird er auch als Beschützer eines verstümmelten Mädchens in der belgischen Kolonie Kongo zubringen – und fürchterliche Rache an den…
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