Artarium: Gesicht im blinden Spiegel
Sonntag, 29. November um 17:06 Uhr (WH am 20.11. ab 14:06 Uhr):
Advent, Advent – und gerade jetzt müssen die Buchhändler unseres Vertrauens geschlossen halten! Das braucht uns trotzdem nicht zu verdrießen, denn viele von ihnen bieten einen unkomplizierten Bestell- und Lieferservice an, so dass wir nicht auf die üblichen Verdächtigen des internationalen Versandhandels angewiesen sind. Die von uns ob ihres vielseitigen Engagements sonst oft besuchte Rupertusbuchhandlung etwa bleibt in den Zeiten der Corona telefonisch erreichbar und hält zudem in ihrem Regionalen Onlineshop jeglichen Lesestoff per Gratisversand und auf Rechnung zum kontaktlosen Erwerb vorrätig. Zum Beispiel den neuen Roman von Brita Steinwendtner namens “Gesicht im blinden Spiegel”, den wir im Rahmen unserer Sendung exemplarisch vorstellen.
Der Anlass zu dieser Auswahl beruht sicherlich auf einer fruchtbaren Freundschaft, die uns mit der Salzburger Autorin schon seit den Anfängen unseres gemeinsamen Radiomachens verbindet. Dieses Buch jedoch gut zu finden, es in einer eigenen Sendung vorzustellen und – ja, es für überaus empfehlenswert zu erachten – das ist in unserem Fall kein Freundschaftsdienst und keine “reine Gefälligkeit”, sondern entspringt dem Erleben dessen, “was es mit uns macht”. Der Roman ist ja mittlerweile von zahlreichenBerufenen und/oder Beruflichen beschrieben, besprochen und beurteilt worden, wie auf ihrer wunderschön übersichtlichen Homepage zu erfahren ist. Warum dieser Roman allerdings gerade in den aktuellen Umbrüchen und den damit verbundenen Unsicherheiten ein hochwirksames Therapeutikum sein kann, das wollen wir hier in einer Collage aus Berichten, Leseproben und Musik darstellen. Wie bereits im Alten Testamentfestgestellt wird, “ist des vielen Bücherschreibens kein Ende”. So gibt es in dieser heutigen Zeit des ständig beschleunigten Gedudels auch jede Menge modischen Schnickschnack in Buchform zu kaufen, marktgerecht aufgebrezelt und mit aller Geldmacht beworben. die Pandemie der Pestseller bestenfalls. Mitten dazwischen im Gatsch der Geschäftigkeit ein sicherer Hafen aus sorgsam verdichteten Bildern, in denen sich das Leben selbst feiert, als gäbe es die alltägliche Bedrohung nicht. Dennoch ist sie immer da, wenn dir im Spiegel das Gesicht aus dem Gesicht fällt…
Ein Buch, das nicht die Hochleistung des Gezeichneten (und sind wir das nicht alle irgendwie?) hervorkehrt, sondern das genauso die Beiträge der Gesellschaft wie die Rhytmen und Melodien des Lebendigen aufnimmt – und vielstimmig wiedergibt. Die immer gleichzeitige Gegenwart von Überleben und Untergehen; ein lebensweises “Sowohl-als-auch” macht diesen Roman zu einem großen Ganzen. Und genau das vermag auch unser verborgenes Gebrochensein zu heilen – vielleicht – trotzdem!
PRÉLUDE ZWEI
Und wieder kommt der lange Zug von Menschen über die gebrochene Leinwand. Langsam zieht er darüber hin und verschwindet, taucht wieder auf und geht aus dem Bild. Müht sich im Trommel- und Trompetenwirbel durch das Leben. Jede Figur durch ihr eigenes und unverwechselbares Leben. Die Gestalt, die aus einem dicken Stapel von Zetteln einen immer neuen herauszieht und ihn langsam über ihre Schulter wirft in die Achtlosigkeit, geht immer noch dem Zug voran. Und immer, wenn sie wiederkommt, knie ich nieder und versuche, ein Blatt, das in meine Hände taumelt und mir Fortsetzung verspricht, aufzufangen, um es vor den Füßen der ewig Wandernden zu bergen und dieses eine Schicksal zu retten vor dem Vergessen im Perpetuum der Zeit.
Brita Steinwendtner – Gesicht im blinden Spiegel, Seite 85
Sendungen zum Nachhören
Georg Danzer
“Wie i so drüber nachdacht hab, dass i jetzt ja bald 60 sein werd, und ob so meine Wunschträume und meine Träume, die ja jeder Mensch im Leben hat, ob des a bissal aufgangen is – und auf a gewisse Art und Weise hab i…
Rosa Resonanz
Bei unserer Beschäftigung mit der Überlebenskultur – in diesen Zeiten der pandemiebedingten Einschränkungen, in denen auch viele vertraute Formen unseres gewohnten Austauschs miteinander still gelegt sind – entdecken wir immer wieder Themen und Inhalte, deren Aneignung wir entschieden vielversprechend finden. Wenn es für “jegliches” eine…
Oans, zwoa, Budern!
Ansteckendes aus Österreich oder Eine satirische Schutzimpfung gegen die volksdümmliche Zusammenrottung von Grausigkeit, Geilsein und Gier. Halli, Hallo! Wenn ich mir vorstelle, dass der ORF in einigen Jahren nicht mehr nur Peter Alexander, sondern auch Andreas Gabalier als einen Höhepunkt heimischer Kulturentwicklung lobpreisen wird, dann ist…
OK Computer
Das 1997 erschienene Album OK Computer von Radiohead gilt als eines der wegweisendsten Werke der britischen Musikgeschichte (wenn man nicht zwanghaft zwischen E- und U-Musik unterscheiden muss). Diese EU-Grenze haben die 5 Freunde aus Oxford ohnehin längst aufgelöst, vor allem der Grünwald Hansi (Jonny Greenwood),…
Nachträglich
“Nachträglich” gratuliert man zum Geburtstag, “im Nachhinein” gibt man mitunter ein noch fehlendes Dokument ab, “im Nachgang” werden auch noch so komplexe Ereignisse analysiert – und “nachtragend sein” hat eine entschieden negative Bedeutung. Genau deshalb werden wir euch diesmal einiges von dem “nachtragen”, was in…
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