Hörenswert: Dela – „Changes Of Atmosphere“
„ Old school, nu school, no school rule“
Der französische Produzent Dela fasst uns auf seinem aktuellen Album „Changes of Atmosphere“ mal kurz die Geschichte des Hip-Hop zusammen. Auf den 16 Tracks erwarten uns elegante dreidimensionale Jazzbeats mit der gleichen Anzahl an Rappern auf der topbesetzten Gästeliste. Die raffinierte Sampletechnik lässt dabei alle Fragen offen. Dadurch schafft „Changes of Atmosphere“ bei jedem Track wirklich eine neue Atmosphäre.
Hörenswert. Das Album der Woche ist zu hören am Freitag, 29.05.09 ab 14:08 Uhr, Wh am Donnerstag, 04.06.09 ab 00:00 Uhr.
Mal abgesehen von den ersten Gruppen Anfang der achtziger Jahre, die sich damit begnügten US-amerikanische Vorbilder zu kopieren, entwickelten sich die ersten Knospen des französischen Hip-Hop in den frühen Neunzigern. MC Solaar und IAM waren bekannt für ihren jazzigen Ansatz. Da Jazz in Frankreich bekanntlich eine bedeutende Rolle spielt, ist das nicht weiter verwunderlich.
Inzwischen ist der französische Hip Hop längst im Hochsommer angelangt und eine der zuletzt erschienenen Blüten ist das aktuelle Album „Changes of Atmosphere“ des französischen Produzenten Dela. Von diesem Erbgut beseelt, verbindet Dela bei seinen Produktionen Jazz-Samples mit Hip-Hop-Beats. Die Musik bleibt dabei immer extrem lässig. Nichts Neues also. Aber der französische Produzent versteht es wie kaum ein zweiter, beides stimmig miteinander verschmelzen zu lassen. Und genau das ist es, was die Musik dann letztlich auch wirklich gut klingen lässt.
Natürlich ist Hip Hop in den heutigen digitalen Zeiten ein Musikstil, bei dem es (vielleicht) reicht, wenn man rappen kann und eine Beat-Box besitzt. Die Gefahr bei dieser Art von Musikproduktionen ist, dass sie mitunter zu monoton klingen. Natürlich sind die schönen Zeiten vorbei, da in Rapgruppen oft noch mehr als 5 Mitglieder zu zählen waren und manch einer sehnt sich manchmal nach Songs zurück, in denen Interaktion noch möglich war weil sich die Rapper noch elegant und gut eingespielt bei ihren Rhymes abwechseln und austauschen konnten. Zwar hat Dela keine Formation, aber dafür anscheinend gute Verbindungen. Denn „Changes of Atmosphere“ zeichnet sich durch eine absolut Topbesetzte Gästeliste aus: Neben Talib Kweli, Les Nubians und J-Live sind auch noch J. Sands, Miles Bonny, Blu und Reach mit dabei, um von 16 Künstlern hier nur einige zu erwähnen. Dadurch erlebt man bei jedem Song wirklich einen atmosphärischen Wechsel auf einem Album, das sich so besonders durch seinen Abwechslungsreichtum auszeichnet.
Auch im weiteren Sinne kann Dela als Traditionalist angesehen werden. Wirft man ein Ohr auf die Sampletechnik und auf die Arrangements, so scheint sich der französische Produzent einiges von den alten Meistern wie A Tribe Called Quest oder De La Soul abgeschaut zu haben. Und das ist auch gut so, denn Dela begnügt sich glücklicherweise nicht damit einen alten Basslauf mit einem Hip Hop-Beat zu versehen. Dela arbeitet wie seine Vorbilder an musikalischen Kollagen: Hier ergeben die Samples einen völlig neuen musikalischen Kontext und es darf wieder fröhlich geraten werden wo die Samples herkommen (Da gibt es sogar Harfen!).
„Changes of Atmosphere“ ist folglich voll von Zitaten aus der Geschichte des Hip Hop, eine kopfwackelnde Zeitreise, und somit ein sehr gelungenes Resümee der Hip Hop Geschichte.
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