Hörenswert: Duoud – „Ping Kong“
Auf ihrem dritten Album führen der algerische Oudspieler Mehdi Haddab und der tunesische Produzent Jean Pierre Smadja ihr Projekt Duoud konsequent weiter. Sie verbinden Elektronik und Sampletechnik mit nordafrikanischen Musikkonzepten.
Mehdi Haddabs unglaublich virtuoses Spiel konnte ja bereits auf den Vorgängeralben bestaunt werden. Auf Ping Kong scheint die Elektronik mehr an Gewicht zu gewinnen. Das führt zu einem Balanceakt zwischen der kühlen Elektronik und dem warmen Klang der Oud. Letztlich stehen aber doch beide Ansätze gleich gewichtet nebeneinander.
Hörenswert. Das Album der Woche ist zu hören am Freitag, 19.06.09 ab 14:08 Uhr, Wh am Donnerstag, 25.06.09 ab 00:00 Uhr.
Das Spiel auf der arabischen Laute Oud kann besonders im arabischen Raum auf eine lange Tradition zurückblicken. Die ersten Quellen belegen, dass es die Oud bereits im 10. Jahrhundert n. Chr. gab. Aber wahrscheinlich ist das meist bundlose Instrument wesentlich älter, da ähnliche Lautenarten bereits von den Sumerern und den Babyloniern gespielt wurde
Natürlich ist es nicht einfach, ein so altehrwürdiges Instrument in das 21. Jahrhundert zu holen. Hat doch jeder, der sich mit diesem Instrument beschäftigt hat, eher die traditionelle arabische Musik in den Ohren. Alte Meister wie zum Beispiel der Iraker Munir Bashir oder Hamza El Din improvisierten auf der Oud zu uralten Melodiegerüsten. Diese Musik klingt eher kammermusikalisch spirituell. Einige Oudspieler, die es zuerst wagten dieses ‚heilige’ Instrument für nicht traditionelle Musik einzusetzen, bekamen deshalb in ihren Heimatländern ernsthafte Schwierigkeiten mit konservativen Kreisen. So erging es den Pionieren in diesem Bereich wie Rabih Abou-Khalil aus dem Libanon oder auch Anouar Brahem aus Tunesien, nur weil sie es wagten, die Oud mit ‚westlichen’ Instrumenten wie dem Saxofon zusammen zu spielen.
Das Projekt Duoud kombiniert schon seit Jahren sehr radikal, gekonnt und auch sehr erfolgreich arabische Musik mit elektronischen Konzepten, die natürlich auch von westlicher Musik beeinflusst sind. Auf ihrem letzten Album Sakat (2005) steuerte der Jazztrompeter Eric Truffaz ein Paar Soli bei.
Auf ihrem aktuellen Album Ping Kong begeben sich die beiden Musiker nun noch weiter in die Gefilde der elektronischen Musik. Der erste Track Johnny Guitar interpretiert eine alte Westernmelodie und verlegt sozusagen einen alten Clint Eastwood-Streifen direkt in eine nordafrikanische Wüste (sehr bizarr). Im weiteren Verlauf des Albums arbeitet Duoud mit Versatzstücken aus allen möglichen Bereichen wie Heavy Metal, Funk, Jungle oder auch Dub.
All diese Stile spielt Mehdi Haddab so was von virtuos und gekonnt auf seine persönliche Art, dass man nie das Gefühl hat, hier wurde etwas zusammengefügt was nicht zusammen passt. Das komplette Album wirkt im Gegenteil sehr schlüssig. Die Arrangements und Beats des Produzenten Jean Pierre Smadja sind dabei immer kraftvoll, aber nur selten wirklich anstrengend. Gastmusiker werden auf Ping Kong sehr sparsam eingesetzt. Aber besonders die Stimme Mauretaniens, Malouma, überzeugt auf zwei Stücken durch sehr gelungene Vokalparts.
Ping Kong bietet somit einen zeitgenössischen, und für manche wohl auch ganz neuen Blick auf die Musikkultur Nordafrikas.
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