Hörenswert: Avishai Cohen – “Sensitive Hours-Shaot Regishot”
Für alle zartbesaiteten und sensiblen Seelen liefert der israelische Jazz-Bassist auf “Sensitive Hours” den passenden Soundtrack.
Auf dem Album finden sich 13 von Cohen auf Hebräisch gesungene Lieder. Es sind Eigenkompositionen, die mit leichtfüßiger Eleganz traditionelle hebräische Texte mit jazzigen Elementen verbinden. “Sensitive Hours” ist Cohens erstes reines Vocal-Album, das mit viel Pathos und minimaler Orchestrierung auskommt.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 21.04.23 ab 14:08 Uhr, Wiederholung am Donnerstag, 27.04.23 ab 00:00 Uhr.
Eigentlich stammt das Album aus dem Jahre 2008. Doch das Label Naive verzichtete bisher auf eine Veröffentlichung außerhalb Israels. Den Verantwortlichen erschien es wohl zu gewagt, ein Vocal-Album, das ausschließlich auf Hebräisch gesungen wird, auf den globalen Markt zu werfen. Dank Soulfood ist “Sensitive Hours” seit kurzem auch im Rest der Welt zu hören.
Sicherlich stellen Texte, die nicht in Englisch verfasst sind, für den globalen Markt erst einmal eine Hürde dar. Kurz nach “Sensitive Hours” erschien 2009 das Album “Aurora” mit einer Mischung von Vokal- und instrumentalen Titeln. Die wunderbar schwebenden Ballade “It’s Been so Long” mit englischem Text war eine der besten Nummern des gelungenen Albums. Trotzdem blieb “Aurora” höchstens ein Geheimtipp, der Kennern vorbehalten bleiben sollte.
…der Schönheit gewidmet…
Doch “Sensitive Hours” verfolgt einen ähnlichen Ansatz wie der Nachfolger und auch die traditionellen hebräischen Texte gehen sehr schlüssig in der gut orchestrierten Musik auf. Inzwischen ist Avishai Cohen bekannt für seine elegischen, aber geradlinigen Kompositionen, die sehr klare Strukturen aufweisen. Und davon legt auch “Sensitive Hours” ein Zeugnis ab. Es sind 13 sehr elegant gefasste Lieder, die allesamt sehr gefällig daher kommen. Cohens Ansatz von Kunst ist der Schönheit verpflichtet. Dafür spricht jeder wohl gewählte Ton auf diesem Album. Es sind hauptsächlich verträumte und schwebende Lieder, die zum Teil sogar einen Easy-Listening-Charakter besitzen. “Sensitive Hours” hat somit trotz der hebräischen Texte nur selten etwas Fremdartiges und ist sehr leicht zugängig.
Cohen orchestriert die Nummern generell sehr sparsam und achtet stets auf Transparenz und Raum. Etwas Oud, Streicher Gitarre, Percussion, Piano und natürlich Bass sind hier die wesentlichen Bestandteile. Ab und an ist sogar etwas Elektronik beigemischt. Der Grundcharakter bleibt grundsätzlich ein elegischer, doch ab und an schaukeln sich ein paar Nummern zu recht energetischen Höhepunkten herauf, die natürlich nie wirklich expressiv wirken. “Si Kanamaya” ist eine davon, die mit viel Rhythmik richtig dahinfegt und mit ganz viel Power daher kommt.
“Sensitive Hours” ist ein Album, das generell ein bisschen mehr Drive vertragen könnte und vielleicht etwas zu sehr gefallen will. Ansonsten ist es ein grandioses, zeitloses Album mit viel Eleganz und einigen Überraschungen. Ein Album, das der Schönheit gewidmet ist.
“Sensitive Hours” ist am 20.Januar 2023 auf Naive erschienen.
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