Hörenswert: Black Star – “No Fear of Time”
Das legendäre Hip-Hop-Duo Black Star ist zurück und keiner hat es mitbekommen? Ja, das ist richtig. Denn die sensationelle Reunion von Mos Def und Talib Kweli geschah im Stillen und ohne viel Aufsehen. Fast schon heimlich veröffentlichten Black Star 2022 ihr Album “No Fear of Time” im Podcast-Network Luminary, was auch größtenteils unbemerkt blieb. Heute erscheint das Album auf dem Label Rhymesayers als CD und LP. Uns erwartet ein ungeschliffenes und etwas schlampig wirkendes Hip-Hop-Album, mit dem verwegenen Charakter der Old School.
Hörenswert. Das RF-Album der Woche ist zu hören am Freitag, 22.11.2024 ab 14:08 Uhr, Wiederholung am Donnerstag, 28.11.24 ab 00:00 Uhr.
Auch wenn Mos Def und Talib Kweli zwei ganz große Nummern im Hip-Hop-Business sind und schon echt richtig lange dabei sind, hat sich das Label Rhymesayers mit der Veröffentlichung dieses Albums weit aus dem Fenster gelehnt. Denn “No Fear of Time” entstand sozusagen ‘on the fly’ in Hotelzimmern, Umkleideräumen und Hinterzimmern. Und wenn dieses Genre etwas kann, dann ohne viel Aufwand, aber mit viel Attitude ausdrucksstarke Musik zu kreieren. Der Weg hier führt also vom Studio mit Produzenten und allem Drum und Dran wieder zurück in den Alltag. Gerade das tut dem Sound ungemein gut, der verwegen daher kommt und nach allem Möglichen klingt, bloß nicht nach Mainstream.
“Wir waren mutig genug, dieses mit Spannung erwartete Album den Fans auf eine nicht-traditionelle Art und Weise zu präsentieren, die die Kunst und den Künstler in den Mittelpunkt stellt – das ist genau das, was künstlerische Unabhängigkeit ausmacht. Dieser Geist ist der Kern dessen, was wir bei Rhymesayers seit fast 30 Jahren tun, und wir sind stolz darauf, dieses Album einer für die Hip-Hop Kultur so wichtigen Gruppe in physischer Form in die Welt zu bringen.” SEO Siddiq Sayers, Rhymesayers
Statt Mainstream finden wir auf “No Fear of Time” das, was beide Künstler groß gemacht hat. Mit einem ganz feinen Gespür für Details und viel Musikalität basteln Black Star aus komplexen Samples ihre mehrdimensionalen und sehr jazzig klingenden Instrumentals, was leicht an den frühen Wu-Tang-Sound erinnert. Produziert hat hier wieder einmal meisterhaft der geniale Madlib, der nichts an Schärfe herausnimmt und sehr viel einfach gleichzeitig im Hintergrund passieren lässt. Für Hip-Hop ist das ungewöhnlich komplex und geheimnisvoll.
Und die Rhymes? Während Talib Kweli gewohnt präzise, scharf und aufgeregt rüberkommt, agiert Mos Def, der sich inzwischen Yasiin Bey nennt, als ob er viel zu lange mit Cypress Hill und O.T. Genasis gleichzeitig rumgehangen hätte. Beys Rhymes sind eher dahin genuschelt und wirken etwas phlegmatisch zugeknallt. Öfters verfällt Bey in einen deriliösen Singsang, was nicht unlustig ist. Aber zusammen klingt das echt erstaunlich gut. Insofern ist davon auszugehen, dass alles, was hier unfertig, improvisiert und etwas schlampig klingt, kein Zufall ist, sondern bewusst als Stilmittel eingesetzt wurde.
“No Fear of Time” ist ein kleines Meisterwerk der Hip-Hop-Kunst. Kreiert von einer Formation, die 1998 ihr erstes Album veröffentlichte. 25 Jahre später mit so einem rauen Album zu kommen, verdient zusätzlichen Respekt. Wem “No Fear of Time” auf Anhieb gefällt, kann sich freuen, denn auf dem Album gibt es immer wieder etwas zu entdecken. Mit seinen knappen 36 Minuten Spielzeit empfiehlt sich sowieso die Dauerschleife.
“No Fear of Time” ist am 22. November 2024 auf Rhymesayers erschienen.
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